Das „freigeistige Wort zum Sonntag“ ist ein Beitrag des „Brandenburgischen Freidenkerverbandes“. Die Idee besteht darin, dass ausgehend von einem Zitat eine kurze Meinungsdarstellung verschiedener Autoren veröffentlicht wird, über welche man dann diskutieren kann.
Die Redaktion liegt z.Z. auf Bitte des Vorstandes in meiner Hand, das. bedeutet, das an meine Adresse jederzeit unter der Bemerkung „WzS – Entwurf“ Texte gesendet werden können und ich diese dann zeitlich einordne. Ich hoffe auf aktive Vielfalt! Für die Texte ist der jeweilige Autor selbst verantwortlich. Dargestellte Meinungen müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.
A. Krödel
„Das freigeistige Wort zum Sonntag“ , den 21.01.2007 von Andreas Krödel
„Irgendwo gibt es noch Völker und Herden, doch nicht bei uns, meine Brüder: da gibt es Staaten. Staat? Was ist das? Wohlan! Jetzt tut mir die Ohren auf, denn jetzt sage ich euch mein Wort vom Tode der Völker. Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: »Ich, der Staat, bin das Volk.«“
[Nietzsche: Also sprach Zarathustra, S. 62. 100 Werke der Philosophie, die jeder haben muss, S. 32728 (vgl. Nietzsche-W Bd. 2, S. 313)]
Nun gibt es ja schon lange eine Theorie, die beweist, dass Staaten an sich überflüssig sind, aber die gilt ja als überholt. Lieber pflegt man eine freiheitliche, demokratische und soziale Ordnung im Kapitalismus, auf die keines der Bezeichnungen zutrifft.Da sich nicht einmal die Freidenker auf eine gemeinsam vertretbare Definition solcher Worte wie Materialismus einigen können und die Diskussion in den Listen schon lange eingeschlafen ist, stelle ich bewusst die Frage nach der Zukunft. Soll dieser Kapitalismus/ Imperialismus, der auch immer mit der Möglichkeit des Faschismus schwanger geht, das letzte Stadium der menschlichen Entwicklung sein und bleiben? Ich hoffe nicht, auch angesichts der immer katastrophaleren Lösung von Staatsaufgaben wie Gesundheitswesen und Bildung für alle. Wie groß muß denn die Zahl der Armen noch sein, die von maximaler gesundheitlicher Betreuung und einem allseitigem Bildungsanspruch den Finanzen nach ausgeschlossen sind? Wie viel hart verdientes Geld rafft der Staatskoloß in Form von Steuern ein für seine pure Existenz, für Diäten (immer noch ein Unwort) der Politiker, von denen nicht ein Bruchteil den „Steuerzahler“ in irgendeiner Form zu Gute kommt?Wie lange noch wird Arbeit so ungerecht verteilt, das die einen Überstunden schruppen und überall Bearbeitungsfristen von Jahren anstehen und die anderen von ihr völlig ausgeschlossen sind, von irgendwelchen ständig gekürzten Arbeitslosenunterstützung an den Rand von Existenzminimum gedrückt? Arbeit ist freilich für alle da und die Rente mit 60 realistisch für alle, allein den Staat interessiert das nicht, denn seine Aufgabe ist die Sicherung des Maximalprofites des Kapitals beim niedrigsten Niveau der Kosten für die Bevölkerung. Das ist inhuman, da hilft auch keine noch so gefärbte Brille und das kann einfach nicht das Ziel sein, wonach der Mensch strebt, es ist die Sklaverei der modernen Zivilisation und ihr Untergang ist absehbar. Das Wie dieses Unterganges bestimmen die Menschen, ob sie bereit sind, das System hinwegzufegen und Willens, ein neues, menschlicheres und wirklich gerechtes System ohne Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, zu errichten; oder ob sie mit und an dem jetzigen System zu Grunde gehen wollen. Die Selbstvernichtung ist dem Kapitalismus in die Wiege gelegt, auch wenn die neue Machtsäule Medien tausendfach vom Aufschwung faseln.Ich kann auf dieses Lügengebilde nicht hereinfallen, vielleicht gerade deshalb, weil mein Standpunkt ein dialektischer Materialismus ist, eine lebendige Weltanschauung voller Möglichkeiten der Freiheit, auch der Freiheit des Denkens.
Andreas Krödel