„Das freigeistige Wort zum Sonntag“, den 31.12.2006

Das „freigeistige Wort zum Sonntag“ ist ein Beitrag des „Brandenburgischen Freidenkerverbandes“.  Die Idee besteht darin, dass ausgehend von einem Zitat eine kurze Meinungsdarstellung verschiedener Autoren veröffentlicht wird, über welche man dann diskutieren kann.

Die Redaktion liegt z.Z. auf Bitte des Vorstandes in meiner Hand, das. bedeutet, das an meine Adresse jederzeit unter der Bemerkung „WzS – Entwurf“ Texte gesendet werden können und ich diese dann zeitlich einordne. Ich hoffe auf aktive Vielfalt! Für die Texte ist der jeweilige Autor selbst verantwortlich. Dargestellte Meinungen müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. 

A. Krödel

„Das freigeistige Wort zum Sonntag“ , den 31.12.2006 von Andreas Krödel

„Demnächst untersuchte ich, was im Allgemeinen zur Wahrheit und Gewissheit eines Satzes nöthig sei; denn nachdem ich einen solchen eben gefunden hatte, so müsste ich nunmehr auch wissen, worin diese Gewissheit besteht. Ich bemerkte, dass in dem Satz: »Ich denke, also bin ich«, nichts enthalten ist, was mich seiner Wahrheit versicherte, ausser dass ich klar einsah, dass, um zu denken, man sein muss. Ich nahm davon als allgemeine Regel ab, dass alle von uns ganz klar und deutlich eingesehenen Dinge wahr sind, und dass die Schwierigkeit nur darin besteht, die zu erkennen, welche wir deutlich einsehen.“

[Descartes: Abhandlung über die Methode, richtig zu denken und Wahrheit in den Wissenschaften zu suchen, S. 39. 100 Werke der Philosophie, die jeder haben muss, S. 8050 (vgl. Descartes-PW Abt. 1, S. 47)]  Nun geht es zu Ende, dieses Jahr 2006. Cartesius beschreibt, was wir hier in den letzten Monaten diskutiert haben auf den Seiten. Er hätte ebenso schreiben können, er ist, weil er gerade eine Silvesterrakete abfeuert. Das höchste Gut, was die Natur innerhalb ihrer Evolution hervorgebracht hat, das menschliche Denken, nimmt er sich als Ausgangspunkt seines verabsoluten Satzes, seiner Grundwahrheit. Nur mit diesem Denken ausgestattet, sind wir in der Lage, Rückschlüsse auf die Natur und ihre unbarmherzigen Gesetze zu ziehen und suchen nach der letzten Ursache. Denken hat Götter und Götzen hervorgebracht, bietet heute mit so genannter Kosmologie oder moderner Gehirnforschung Ansatzpunkte für vermeintliche Beweise der Selbstständigkeit eben des Denkens und der Immaterialität des letzten Schlusses in Form von Energie, alles Auswüchse menschlichen Denkens, letztlich Selbstverleugnung des eigenen Seins. In unserer Winzigkeit auf diesen Planeten, mit all dem begrenzten Erkenntnishorizont und dem begrenzten Zeitfenster können wir auf die niedergeschriebenen Erkenntnisse unserer Vorfahren zurückgreifen, ihre Meinung genau in den Möglichkeiten ihrer Zeit analysieren und mit den Mitteln der fortschreitenden Wissenschaften rasant neue Gebiete ergründen.Niemals darf uns aber der eigene Verstand in die Irre führen, zu glauben, was sich noch nicht beweisen lässt, die Welt ist für uns erkennbar, aber jeder von uns ist nur eine biologische und chemische und materielle Gestalt in begrenzter Existenz in Zeit und Raum und dieses einmalige Naturprodukt kann sich in Unendlichkeiten und Unbegreifbares hineindenken.Es gibt keinen Geist außer dem, den der Mensch hervorbringt, könnte ein Lehrsatz lauten. Die Natur braucht keinen denkenden Menschen, aber der Mensch braucht sie. Geist als solcher ist immer Produkt von Menschen.Wenn wir das alles begriffen haben, können wir unsere Rolle in der Welt einnehmen und mit der Freiheit füllen, die wir durch das Denken haben. Demzufolge liegt in einem so kleinen Computer, den ich hier benutze, ein Riesenpotential zum schnellen Austausch von Informationen, eine wirkliche Ingenieurleistung, aber denken kann das Gerät nicht, weder für mich, noch für die Unbegreifbaren.Wir hatten in den Listen die große Debatte über den Amokschützen und viel Hintergrundinformation, auch wenn Fragen wie die Herkunft der Waffen nicht erklärt werden können. Wir haben Fragen nach Geist und Materie gehabt, welche ich immer wieder mit ernüchternden Antworten versehe und wir hatten eine Buchkritik zu Joachim Kahls  „Weltlicher Humanismus“, wo noch immer eine breite Diskussion erbeten wird, auch wenn das Dokument fast sieben Seiten dick ist.Ich philosophiere, also bin ich.Ich wünsche einen guten Start in das Jahr 2007 und vor allem Gesundheit und den Mut, sich hier aktuell einzubringen. Denkstoff ist genügend vorhanden, Denkleistung kann jeder vollbringen bei der Suche nach der Wahrheit, die mit dem menschlichen Leben in Freiheit und echter Demokratie ihre Verwirklichung finden kann. 

Andreas Krödel