1.Brief für 2006

1. Brief für 2006 Werfen wir einen kurzen Blick zurück, wir sehen in unserem Deutschland Regierungskrise, Preissteigerungen und Werteverfall. Wir sehen den kläglich zum Scheitern verurteilten Versuch, die Arbeitslosenzahlen zu senken, ohne nur eine Arbeit vermittelt zu haben, statistische Betrügerei. In der großen weiten Welt gibt es ein paar Attentate, Straßenschlachten in Paris und einen gefährlichen US – Präsidenten, der aller Welt seine Vorstellungen von Freiheit und Demokratie aufzwingen möchte, mit Waffengewalt. Das Rüstungsgeschäft blüht und bringt sagenhaft günstige Profite. Gleich danach kommen die Medien, die alle Meinungen und Urteile sprechen, bevor sie von Recht und Gesetz geprüft sind; sie schütten uns mit (sinnlos-) Informationen zu.Kurz gesagt, wir leben noch im Spätkapitalismus und so wird es noch eine Weile weitergehen. Was wir tun können, ist, uns selbst den aufrechten Gang beibringen unter der rückenverbiegenden Last geistiger Unterjochung und menschlicher Entwürdigung. Ob in Friedensinitiativen oder bei der Erarbeitung einer gemeinsam tragbaren Weltsicht ohne Ausbeutung, ob bei der Unterstützung von ausgegrenzten Menschen oder von Menschen in Not bis hin zum Kampf für artgerechte Haltung von Tieren oder dem Schutz unserer Umwelt; all diese Aspekte geben uns Mut und Kraft, denn wir sehen nicht zu wie die große Masse der Menschen, wir schweigen nicht und das ehrt uns, stärkt die eigene Persönlichkeit und die Rechenschaftspflicht vor unseren Kindern.Was wir erleben ist die Entfremdung in all ihren spezifischen Details, ob in Wirtschaft, Politik oder Kultur – wir leben nicht als Menschen sondern wir sterben vor uns hin. Mit 50 arbeitslos, keine Aussicht, je wieder Arbeit zu finden, aussortierter menschlicher Müll und der Griff zur Flasche als Ausflucht vor den Minderwertigkeitsgefühlen ist schnell getan. Soviel wert ist ein einzelnes Leben in der bürgerlichen Gesellschaft der Diktatur des Geldes.  Jeder Mensch hat das uneingeschränkte Recht, seine Persönlichkeit frei zu entfalten, seine eigene Weltansicht auszuleben, auf entsprechende Bildung und maximaler, kostenfreier medizinischer Versorgung und Behandlung. Dies sind Grundrechte, die in jeder Verfassung stehen müssten; aber sie bedürfen auch einer Einschränkung, da wir ja in einer Gesellschaft leben: Es darf die Freiheit Anderer nicht angetastet werden oder sonst in einer Weise beeinträchtigt werden. So muß Schule wirklich wertfrei lehren, den jungen Menschen auf das Leben vorbereiten. So muß es Gesetze (noch) geben, die das Verhältnis der Menschen untereinander klären. Aber solche Gesetze müssen vom Volke getragen werden, wirklich von der Masse der Menschen eben dann in einer Demokratie.

„Freies Denken besteht in unserer zu entwickelnden Fähigkeit, an jeden realen Prozeß unseres Lebens in der Menschheit den seiner Konkretheit angemessenen Maßstab anzulegen.“

Hans-Günter Eschke; Mail vom 17.08.2003 an DFV

Wir als Freidenker haben mit der „Berliner Erklärung“ als Substrat einer breiten Diskussion für uns eine Plattform geschaffen. Dies ist eine Plattform von vielen anderen Plattformen, ein Diskussionsmodell und es wird von ihm auch Toleranz gegenüber anderer Plattformen erwartet, was vom DFV oft vergebens verlangt wird.Toleranz ist das Stichwort, wir können alles tolerieren; aber auch hier muß es Einschränkungen geben, denn Terrorismus, faschistisches Gedankengut kann man beispielsweise nicht tolerieren. Das ehrliche Bemühen aber um Humanismus sollte man zumindest durchdenken.Es scheint zum Verzweifeln, immer diese Einschränkungen, da hat Hegel wohl recht, das Freiheit Einsicht in die Notwendigkeit ist.Viel Einsicht verlangt auch mein Krankheitsverlauf. Die Ärzte sind zufrieden. Alles funktioniert mit den Tabletten, starke Psychopharmaka. Ich kann 4 Stunden arbeiten gehen, kann nach ausgiebiger Mittagspause auch in der Freizeit noch etwas unternehmen und schlafe dann von ca. 18.00 Uhr bis morgens 5.45 Uhr durch. Mehr ist nicht drin und Besserung nicht in Aussicht. Jede kleine Änderung im Tagesablauf (selbst so ein Feiertag oder die paar Tage Urlaub) werfen mich um, zur Zeit spielt der gesamte Verdauungsapparat verrückt, ich kann kaum einen Gedanken richtig zu Ende führen, verreisen wird zur Qual. Trotzdem will ich nicht aufgeben, will ich mich noch einbringen, soweit es eben geht.Ich wünsche allen Freidenkerinnen und Freidenkern einen guten Start in das neue Jahr, Mut und Entschlossenheit und die richtigen Worte zur rechten Zeit, vor allem aber beste Gesundheit.Andreas Krödel