Das freigeistige Wort zum Sonntag, Sonderausgabe 14.08.2011

Hinweis zu „Das freigeistige Wort zum Sonntag“: Die Idee besteht darin, dass ausgehend von einem Zitat eine kurze Meinungsdarstellung verschiedener Autoren veröffentlicht wird, über welche dann diskutiert werden kann.

Die Redaktion liegt bei Andreas Krödel. Das bedeutet, das an seine Adresse (an-kroedel@t-online.de) jederzeit unter der Bemerkung „WzS – Entwurf“ Texte gesendet werden können und diese dann zeitlich eingeordnet und dann in der Freidenker-ML jeweils am Sonnabend oder Sonntag veröffentlicht werden. Ich hoffe auf aktive Vielfalt. Für die Texte ist der jeweilige Autor selbst verantwortlich.
Dargestellte Meinungen müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Das freigeistige Wort zum Sonntag, den 21.08.2011 von Andreas Krödel

„Irgendwo gibt es noch Völker und Herden, doch nicht bei uns, meine Brüder: da gibt es Staaten.
Staat? Was ist das? Wohlan! Jetzt tut mir die Ohren auf, denn jetzt sage ich euch mein Wort vom Tode der Völker.
Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: »Ich, der Staat, bin das Volk.«“
[Nietzsche: Also sprach Zarathustra, S. 62. 100 Werke der Philosophie, die jeder haben muss, S. 32728 (vgl. Nietzsche-W Bd. 2, S. 313)]

Nun kann man fragen, wieso ich ein Zitat ausgerechnet von Friedrich Nietzsche verwende, ist der Krödel jetzt total durchgeknallt? Was da, und an vielen anderen Stellen von diesem Philosophen geschrieben steht, hat zutreffenden Charakter, es kommt nur darauf an, es im richtigen Sinne zu interpretieren, anzuwenden. Das ist natürlich nicht zu verstehen als bedingungslose Anerkennung aller Theorien dieses Mannes, schließlich haben ihn die Faschisten ebenfalls missbraucht mit der These vom „Übermensch“ und so weiter. Wer aber einmal weiterliest, sich damit mal auseinandersetzt, der wird erkennen, dass die Werke von ihm auch sehr viel analytischen Charakter für diese Gesellschaft bis zur Gegenwart in sich birgt.
Ich habe neulich einen Freidenker zum Thema „Bibel“ schreiben müssen: „Was Du nicht kennst, darfst Du auch nicht einfach verurteilen“. Sicher verfügt die Welt heute frei zugänglich über Milliarden von Büchern, Internetseiten; Texte und Meinungen, Wertungen – das schafft kein Mensch, jemals in seinen paar Lebensjahren zu verarbeiten. Hier erscheint es mir wichtig, da beziehe ich mich mal wieder auf Rainer Thiel: Es kann bei einer Arbeitszeit von 20 h pro Woche so viel geschaffen werden, das alle Menschen ausreichend versorgt sind. Den Rest, was heute nur allgemeine Akkumulation der Kräfte ist, könnte dann durch Bildung, Kultur, Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Gesellschaft (politisches Einmischen) ausgefüllt werden.

Ich erlaube hier mal einen kleinen Beitrag einzufügen, den ich am 14.08.2011 für „Wiki der Brandenburgischen Freidenker/innen“ geschrieben habe:
„Hallo
eigentlich besteht diese Gleichstellung mit dem Überstülpen des Grundgesetzes der BRD schon seit der „Wiedervereinigung“.
in Artikel 3/3 (Ausgabe 1994) steht: „Niemand darf wegen….Herkunft…seines Glaubens, seine religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.“
in Artikel 4/1 lesen wir: „Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.“

Klingt doch erst einmal gut; die Realität ist eine andere; nur weil unsere Herkunft DDR ist, bekommen wir für gleiche Arbeit weniger Geld, Kirchen werden einseitig mit Geld versorgt und wer behindert ist, kann selbst ein Lied davon singen, wie schwer es ist, Unterstützung zu bekommen.

Auch in der Verfassung des Landes Brandenburg Artikel 36 (5) (Ausgabe vom 20.08.1992)steht geschrieben: „Vereinigungen zur gemeinsamen Pflege einer Weltanschauung werden den Religionsgemeinschaften gleichgestellt.“

Alles klar also, warum bekommt aber der DFV z.B. auf seine Mitgliederzahl bezogen nicht eben so viel Steuergelder wie die Kirchen?
Bloß mal so zum Nachdenken!
Andreas“
Warum hat der „Soziale, Freiheitliche, Demokratische Rechtsstaat BRD“ bis heute keine vom Volk beschlossene Verfassung, sondern ein „Grundgesetz“, in dessen Präambel steht:
„Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott…“?
Heute, am 14.08 erschien die kleine Onlinezeitung „Artikel EINS“, die Lektüre ist so interessant, dass ich sie nur weiterempfehlen kann.

Das belegt m.E. deutlich, wie recht Nietzsche mit diesem Zitat hatte.
Denkt darüber nach!
Andreas Krödel