Sichtweisen

Realität ist, daß in den Vielzahlen menschlicher Denkweisen auch die verschiedensten Sichtweisen oder Blickwinkel auf tagtägliche Ereignisse und Prozesse von weltweiter Bedeutung ihren Ursprung haben. Kein einziger menschlicher Kopf kann genau so denken, wie ein anderer. Das beginnt mit dem Geburtsort, für den ich nichts kann und geht über die körperliche und geistige Reife, für die ich verantwortlich bin in dieser mir aufgezwungenen Umwelt und endet schließlich in meinen ICH, für dessen jegliche Reaktion ich voll verantwortlich bin. Dieses ICH unterliegt ebenso den Grenzen z. B. meiner Gesundheit, die ich nur teilweise beeinflussen kann oder meiner finanziellen Möglichkeiten.

„Wer bist Du?“, fragt Gaarder und ich kann es mir leicht machen und antworten: „Ich bin ein Produkt meiner Zeit in dieser Umgebung, ich kann nichts dafür.“

Ich aber versuche nicht, mich aus der Verantwortung herauszustehlen, ich laufe auch nicht weg; sondern ich versuche intensiv, mich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln einzusetzen für einen Menschlichkeit in Einklang mit den Gesetzen einer Natur, die wir als Quelle des Lebens an sich unbedingt erhalten müssen im Interesse unserer eigenen Existenz. Dazu ist es notwendig, als erstes mit der Gewalt und den Kriegen Schluß zu machen, ihnen den Nährboden zu entziehen für einen Frieden, der eben mehr ist als die Abwesenheit von Krieg, einen Frieden, der Haß und Neid und Brutalität überwindet; der ein friedliches Streben der Menschen nach Leistungen ist, die allen Menschen dienen können, an denen sich aber keiner bereichern kann.

Dies bedeutet aber ein unbedingtes Aus für alle Systeme, wo Geld oder Kapital auch nur ansatzweise zu Macht gelangen können, wo der Egoismus des Einzelwesens im kleinen Rahmen der Finanzgier der wirklich Mächtigen nicht nachsteht. so müssen wir die Gegenwart nennen und die muß überwunden werden durch eine bessere Zukunft, sonst ist kurz gesagt das Kapitel Mensch in der unendlichen Geschichte dieses Universums beendet..

Wir wissen von einer Urgesellschaft, einem Feudalismus, dem Kapitalismus und den Sozialismusversuchen, sowie von einer kommunistischen Idee.

Und hier kommen wieder die Sichtweisen: Einer sagt, die Urgemeinschaft war demokratisch wie z. B. ein Rudel Wölfe; der Andere sagt, die sei tierisch, weil der z.B. der zu schwach Geborene einfach verrecken muß. Die Frage steht also, ob das Gesetz der Natur, daß eben der Stärkere, der Anpassungsfähigere nur bestehen kann, wenn das Minderwertige auf der Strecke bleibt, humanistisch gesehen überhaupt richtig ist. Es gab also schon in der Urgemeinschaft; schon im Tierreich keinen Frieden, denn es wurde gelauert und gejagt, getötet und bei lebendigem Leibe verspeist, die eigenen Kinder aus dem Revier vertrieben und wie eine Katze die Maus quält, bevor sie diese frißt – wie weit ist es da bis zu den Ritualen der Religionen?

Nach dieser Darstellung sind die Ausbeutergesellschaften doch wohl der Natur die am nächsten kommenden Gesellschaftsformen. Da ist es auch üblich, daß junge Tiere irgendwann die Leitmacht angreifen, herausfordern um selbst die Leitung zu übernehmen. Kann das Leittier dem nicht mehr gegenhalten, wird es getötet oder es verreckt vor Hunger. Kein Tier kennt Gnade.

Welchen Frieden wir anstreben, wissen wir wohl dem Begriffe nach sehr genau, es muß der Friede zwischen den Menschen und ein Friede mit der Natur werden; aber genau dies steht im Gegensatz zum Naturgesetz. Da wäre es normal, daß der Mensch sein Leben auf Kosten eben der Natur und aller Lebewesen voll ausschöpft im Wissen, sich seine eigene Grundlage des Lebens zu zerstören und dann als Art an sich zu verschwinden, um anderen, besseren Arten Platz zu machen. Diese Zeit wird genutzt, radikal; ohne Achtung vor anderen Menschen oder natürlicher Probleme, brutal nur für mich selbst denkend, um mein ICH zu verwirklichen; mich selbst zu erfüllen mit einem Maximum an Wollen und Haben, bis das dann der Tod die Sache erledigt. Leben bis zu diesem letzten Punkt ist die Philosophie der Gegenwart, ausleben.

Das scheinen die Prämissen der Natur. Solange die Futtermöglichkeiten reichlich sind, lebe ich wie im Schlaraffenland; sterben muß ich sowieso, aber eben später.

Diesen Krieg streben wir nicht an und schon überhaupt nicht dieses Leben; aber wir müssen den Beweis antreten vor Milliarden Menschen, das der Frieden besser ist; denn er ist doch eigentlich unlogisch nach dem Naturgesetz.

Es kommen Menschen auf die Idee, den menschlichen Leitwolf anzugreifen, denn er fühlt sich zu mächtig und zu sicher; er schlägt zurück und viele seiner Hiebe gehen ins Leere oder treffen das falsche Ziel und der Kampf dauert lange; eigentlich alles Zeichen der Schwäche dieses Leitbildes. Die anderen Menschen aber helfen ihrem Leitwolf, denn sie wollen nicht denken und etwa Zukunft planen, dazu sind sie zu fett und träge. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, daß ein Frieden dem Grunde nach definiert ist; aber kein Mensch sich mit dessen praktischer Gestaltung zu beschäftigen scheint, außer einige ehrenamtliche Philosophen. Die werden aber nicht veröffentlicht oder gelehrt, die ignoriert man zu Tode als „Staatsfeind Nr.1“.

Die höchste Form des Krieges ist die, daß eine undefinierte Macht des Guten; aus der einen Sichtweise das internationale Kapital – mit einer Macht des Bösen, aus der einen Sicht ein internationaler Terrorismus, kämpft. Da werden alle Freiheiten der Menschen, die in jahrtausendlangem Ringen erlangt wurden, diesem Kampf geopfert. Damit werden letzte Menschenwerte und Menschenwürde aufgehoben. Wir erreichen eine Stufe der Gewalt, die nach Diktatur nur so schreit.

Die Medien als treuer Sklave der Macht flimmern uns die Erfolge zu, ob es die gibt, oder nicht. Die Religionen eignen sich als Erfindung von Menschen bestens dazu, dies vor den Menschen abzusegnen; d.h. Massen von Menschen den sogenannten Glauben zu vermitteln, der nichts weiter ist als Beruhigung und Schönfärberei. Wissenschaftler haben schon lange festgestellt, daß die Götter als Beruhigungsmittel der Menschen durch Menschen (leider sehr erfolgreich) erfunden wurden.

Diese, meine Sicht ist hier übereinstimmend mit der Sicht der Vernunft.

Hier kämpft aber eigentlich eine Art des Terrors gegen die andere mit Terror (je nach Sichtweise gerecht oder ungerecht; aber in absoluter Unsinnigkeit aus meiner Sicht), und am Terror (Krieg) verdient immer das Kapital, das ist ebenso wenig faßbar und gleich schmutzig wie dieser Terror.

Ich bin sicher, daß solche Machtformen das Ende der Menschheit herbeiführen werden. Ich bin sicher, daß es Lebensformen der Menschen geben muß, die dies verhindern können. Ich bin aber nicht sicher, ob diese Art Mensch begreift, bevor sie sich selbst ausrottet; nach dem Gesetz der Natur muß sie nicht begreifen, sondern nur in der Gegenwart herrschen als stärkstes Potential, zählt.

Diejenigen Menschen aber, die nach Alternativen suchen, die weiterdenken, die sich Gedanken machen und in hoher Streitkultur debattieren für den Frieden, die haben doch eine andere Sichtweise. Wir sind doch nicht einfach gegen etwas, wir suchen doch immer Lösungen FÜR eine Zukunft. Wir sehen die Welt aus anderer Sicht.

Wir brauchen keine Götter und bei uns sind die Medien Informatoren (und keine Richter), die Politik. die Justiz sind wie immer Arme der Macht; die Macht aber ist die menschliche Vernunft!

Ich bin mir nicht sicher, ob wir den Zustand der Vernunft jemals erreichen werden; aber ich setze mich dafür ein, daß breite philosophische Schichten dies vorbereiten; denn nichts ist schlimmer, Etwas zu beseitigen und nichts Neues bieten zu können.

Aus gegenwärtiger Sicht bin ich eben nicht nach den Gesetzen der Natur bereit, das Sein zu akzeptieren; das ist mein Wiederstand gegen die Gegenwart; ich hoffe, es ist ein Beitrag zum Weiterbestehen der Menschen; die haben es an sich überhaupt nicht verdient, der Einzelne erregt jedoch mein Mitleid und jegliche Form dessen ist immer tödlich nach den Gesetzen der Natur.

Wenn es überhaupt eine menschliche Sichtweise geben kann, dann muß sie gegen die Gesetzte der Natur auftreten; eigentlich ist dies paradox, aber es entspricht den gegenwärtigen Erkenntnissen der Logik. Ich sage, Vernunft ist das Leben der Menschen in Frieden miteinander und in der Natur; die Natur selbst lehrt das Gesetz des Stärkeren, ein gnadenloses Szenarium des Kampfes der eigenen Art um Überleben ohne Rücksichten, eben ohne Frieden.

So kann es nicht verwundern, daß Millionen Menschen eine Art des Terrors gutheißen und die andere Art verurteilen; sie wollen nicht erkennen, daß es sich immer um Terror handelt, gleich, im welchem Gewand oder Heiligenschein er daherkommt.

Die Frage nach dem Überleben der menschlichen Art kann im Sinne der Natur gelöst werden, dann brauchen wir nichts am Sein zu ändern. Wir können weiter Raubbau betreiben und Krieg; leben wider jeglicher humanistischer Vernunft. Das Ende ist absehbar, wir feiern bis zum AUS und „amüsieren uns zu Tode“.

Hier beginnt die Frage nach dem Sinn des Lebens. Ist der Mensch wirklich herausgetreten aus den Gesetzen der Natur, kann er natürliche Prozesse steuern und beeinflussen; dann ergibt sich die Notwendigkeit, für den Frieden einzutreten; denn dann hat er Sinn und Zweck!

Eine einzige Frage bleibt zum Nachdenken: Haben wir überhaupt das Recht, humanistisch zu denken und Frieden zu fordern?

Denkt darüber nach!

A. Krödel