Anarchismus

Anarchismus, der – [gr.-nlat. „Anschauung, politische Lehre, die jede Art von Autorität (z.B. Staat, Kirche) als Form der Herrschaft von Menschen über Menschen ablehnt u. menschliches Zusammenleben nach den Grundsätzen von Gerechtigkeit, Gleichheit und Brüderlichkeit ohne alle Zwangsmittel verwirklichen will.“1 ]

Unter A. versteht man im Volksmund eigentlich etwas wie Rückschritt oder Staatsfeindlichkeit im negativen Winkel der Betrachtung. Menschen, die gegen den Fortschritt sind, werden als Anarchisten bezeichnet, selbst Terrorismus wird gelegentlich als A. bezeichnet. Doch der Begriff birgt wesentlich mehr philosophischen Hintergrund.

So kann ich mir noch vorstellen, das die Herrschaft einer Weltanschauung oder eines Teiles davon, z.B. einer Kirche abgelehnt wird, darauf letztendlich verzichtet wird. Im Gegenzug stellt sich natürlich sofort die Frage, womit denn dieses Leerfeld aufgefüllt werden kann, wenn dies überhaupt erforderlich ist. Weit schwerwiegender beantwortet sich die Frage in puncto Staat, Herrschaft von Menschen über Menschen. Die heute zum Meinungsnehmer herabdressierten Menschen könnten ja überhaupt nicht bestehen, wenn nicht jemand da ist, der ihnen Befehle erteilt. Eigenes Denken ist ihnen doch schon in der Schule verlernt worden, von der Medienwelt bekommen sie ihre Stimmung, in der sie sich zu befinden haben, ebenso angezeigt wie den Punkt, wo sie lachen müssen. Und mit Getös und Gesang geht es immer aufwärts mit der Konjunktur, Nebenerscheinungen wie sinkendes Realeinkommen oder sinkender Lebensstandard, Kommerzierung  des Gesundheitswesen oder da ein Krieg, das müssen doch Alle tragen in der sogenannten Solidargemeinschaft. Die lassen sich die Menschen auch nicht von diesen Anarchisten kaputtrevolutionisieren.

Hier darf eben nur nicht ein X vor dem A gesetzt werden. In gegenwärtigen Verhältnissen bedeutet die Durchsetzung des A. ein Chaos. Für eine menschliche, humanistische Zukunft, z.B. eines Kommunismus ist es logisch, das die Autorität eines Staates abnimmt im Maße der Durchsetzung der Vernunft der Einzelwesen im gesellschaftlichem Zuge des Fortschrittes. Wenn in einem Gemeinwesen jeder durch die volle Entfaltung seiner Persönlichkeit sich als bewusstes Teil der Gemeinschaft einbringt, dann bedarf es in immer abnehmenden Maß staatlicher Regeln, dann fällt auch Religion in sich zu dem was sie ist, Hirngespinst des Einzelmenschen und Unterdrückungswerkzeug zur Rechtfertigung von Ungerechtigkeit. Das verhält sich ebenso proportional, wie die Herrschaft von Menschen über Menschen sinnlos wird, wenn Macht und Reichtum nicht mehr das Kriterium des Glückes sind, sondern Güte und Tugend, Philosophie und Kunst, wenn Politik ein wirkliches Meinungsbilden im Volke ist, wie es schon Sokrates vorlebte. A. als Zusammenleben bedarf einer gesellschaftlichen Grundlage, denn auch die großen Begriffe der Aufklärung bedürfen eines Bezugspunktes. So allein im Raum stehen sie da zum Gebrauch wie zum Missbrauch geeignet, denn auch das heutige Staatswesen wird z.B. als gerecht eingeschätzt. So wird auch an diesem Wort des A. deutlich, wie wichtig es ist, Definitionen zu finden, welche aus verschiedensten Blickwinkeln eine eindeutige Wortzuordnung ermöglichen.

Dem A. also an sich stimme ich also schon zu als Ideal, die Definition sagt aber allein nichts zum Weg aus, wird das Ziel nur durch Ablehnung gesucht, wird es von Misserfolg sein, denn etwas abzulehnen ist immer nur eine Seite, es muß auch etwas aufgebaut werden, was das Alte ersetzen in der Lage ist. Inhalte, die diesen Begriff des A. füllen könnten, wären so wie hier angerissen anwendbar, um eines unserer aller Ziele, das kein Mensch über den anderen herrsche,  zu erreichen..

=>Kommunismus

ANDREAS KRÖDEL

Literatur: 1DUDEN “ Das Fremdwörterbuch“ Bertelsmann Club GmbH Gütersloh, 1990