„Das freigeistige Wort zum Sonntag“, den 06.05.2012

Hinweis zu „Das freigeistige Wort zum Sonntag“: Die Idee besteht darin, dass ausgehend von einem Zitat eine kurze Meinungsdarstellung verschiedener Autoren veröffentlicht wird, über welche dann diskutiert werden kann.

Die Redaktion liegt bei Andreas Krödel. Das bedeutet, das an seine Adresse (an-kroedel@t-online.de) jederzeit unter der Bemerkung „WzS – Entwurf“ Texte gesendet werden können und diese dann zeitlich eingeordnet und dann in der Freidenker-ML jeweils am Sonnabend oder Sonntag veröffentlicht werden. Ich hoffe auf aktive Vielfalt. Für die Texte ist der jeweilige Autor selbst verantwortlich.
Dargestellte Meinungen müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Das freigeistige Wort zum Sonntag, den 06.05.2012 von Andreas Krödel

„Seht mir doch diese Überflüssigen! Krank sind sie immer, sie erbrechen ihre Galle und nennen es Zeitung. sie verschlingen einander und können sich nicht einmal verdauen.
Seht mir doch diese Überflüssigen! Reichtümer erwerben sie und werden ärmer damit. Macht wollen sie und zuerst das Brecheisen der Macht, viel Geld – diese Unvermögenden!“
[Nietzsche: Also sprach Zarathustra, S. 65. 100 Werke der Philosophie, die jeder haben muss, S. 32731 (vgl. Nietzsche-W Bd. 2, S. 315)]

Geld, Geld gleich Macht, Geld als Mittel, andere Menschen zu übertrumpfen, egal wofür.
Doch was ist Geld? Es wird zu einer virtuellen Größe ohne Praxisbezug.
Gehe ich durch die Straßen, lese ich in fast jedem Schaufenster, überall auf bunten Plakaten Begriffe wie „Sale“, „Sonderaktion“, man verspricht „Rabatte“ ja bis zu 70 %, alles wird billig angeboten, „Schnäppchen“ sind überall zu haben.
Lese ich die Nachrichten, da ist von Milliarden, gar Billionen die Rede, welche da hin und hergeschoben werden.
Kaum eine Stadt, kaum ein Staat, der nicht hoch verschuldet ist und sich weiter verschuldet. Dort aber, wo das Geld seine wirkliche Rolle entfalten muß, fehlt es.
„Gespart!“ (heute eines der ganz großen Unwörter) werden muß bei solchen Dingen wie Sozialausgaben – das Gesundheitswesen mutiert selbst zu einem kranken Wesen – Löhne, Renten bleiben unterhalb der „Inflationsrate“ – Billigjobs, Hartz IV, Zeitarbeitsfirmen mit durchschnittlich 30% weniger Bezahlung höhlen tarifgebundene Stammbelegschaften aus – Kultur, Sport sind schon lange nicht mehr für die Menschen da, viele Menschen können sich dies einfach nicht mehr leisten – bei Kindergärten, Schulen, im gesamten Bildungsbereich muß „gespart“ werden – aber notwendige Dinge wie Brot und Wasser, Energie, die Fahrt mit Bus oder Bahn, Benzin; Mieten, all das steigt auf immer höhere Preiseebenen.
Aber ein Kilo Bananen ist schon so ab 2,- € zu haben und täglich werden tonnenweise Lebensmittel in völlig einwandfreiem Zustand weggeworfen, vernichtet!
Ich habe trotz des Aufklebers „Keine Werbung“ etwas 3 kg Zeitungen voller Werbung und sonstigem Müll pro Woche im Briefkasten, oft auf Hochglanzpapier, also nicht einmal auf dem Klo zu verwenden, das sind Ressourcen, wo Material, Rohstoffe, Energie verschwendet wird in Größenordnungen.
Etwa ein Drittel der Menschen leben in Armut. Sie müssen elende Prozeduren über sich ergehen lassen, um wenigstens das ihnen zustehende zu bekommen. 99 % der Menschen dieser Erde leben als Sklave des Geldes. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer ärmer.
Sinnvolle Projekte z.B. der nachhaltigen, sinnvollen Nutzung von Energie von ihrer Erzeugung bis zum Verbrauch werden durch Kapitalinteressen und ihren politischen Vasallen ausgebremst, mitunter sogar behindert.
Der eigentliche Nutzen der Wissenschaften für die Menschheit unterliegt heute eher den ökonomischen Interessen von Monopolen, Banken und Kapital. Ethik, soziale und ökologische Faktoren werden zu oft ausgegrenzt bzw. nur als Worthülsen im „Feigenblattaspekt“ verwendet.

Was jetzt folgt, zieht sich wie ein roter Faden durch viele Veröffentlichungen:
Die Menschen, die arbeiten dürfen, sind völlig ausgelaugt, Menschen, welche als Arbeitslose, Behinderte, Rentner ihr Dasein fristen müssen, haben mit sich selbst und ihrem eigentlichen Überleben zu tun; da „entspannt“ man sich eher bei einem Krimi, einer Ratesendung oder bei Fußball und Musik, die Werbung dazwischen stört zwar, aber da kann man ja bei so etwa 60 Sendern mal hin und herschalten. Sie sind „zufrieden“, geben in Umfragen an: „Es geht uns doch relativ gut.“.
Es gibt auch viele Menschen, die die Entfremdung im gegenwärtigen System erkennen, die aufstehen, auf die Straße gehen, schreiben, protestieren, aber sie sind in Grüppchen, Verbänden, Initiativen, Bewegungen zersplittert, kochen ihre eigene Suppe, anstatt gemeinsam dafür zu sorgen, das alle Menschen satt werden.
Sie nutzen auch die modernen Medien, durch Foren, Internetveröffentlichungen oder soweit es veröffentlicht wird, Zeitungen und Medien. Doch da gibt es Zensur und Verbote, da wacht die Staatssicherheit, pardon, heute heist es wohl Staats- oder Verfassungsschutz, obwohl wir überhaupt keine Verfassung haben.

Denkt darüber nach!
Andreas Krödel