Das freigeistige Wort zum Sonntag, den 11.03.2012

Also nach einer Riesenflut von Mails zum Thema „Frauentag“ sehe ich mich veranlasst, meine Glückwünsche, die sehr ernst gemeint waren, etwas zu untersetzen.
Außerdem möchte ich mich bei allen Lesern mal wieder abmelden, ich fahre morgen Mittag für 10 Tage zu meinen Eltern, Frühjahrsputz im Garten steht an!
Andreas Krödel

Hinweis zu „Das freigeistige Wort zum Sonntag“: Die Idee besteht darin, dass ausgehend von einem Zitat eine kurze Meinungsdarstellung verschiedener Autoren veröffentlicht wird, über welche dann diskutiert werden kann.

Die Redaktion liegt bei Andreas Krödel. Das bedeutet, das an seine Adresse (an-kroedel@t-online.de) jederzeit unter der Bemerkung „WzS – Entwurf“ Texte gesendet werden können und diese dann zeitlich eingeordnet und dann in der Freidenker-ML jeweils am Sonnabend oder Sonntag veröffentlicht werden. Ich hoffe auf aktive Vielfalt. Für die Texte ist der jeweilige Autor selbst verantwortlich.
Dargestellte Meinungen müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Das freigeistige Wort zum Sonntag, den 11.03.2012 von Andreas Krödel

„Zetkin war von 1891 bis 1917 Herausgeberin der SPD-Frauenzeitung Die Gleichheit (bzw. deren Vorläuferin Die Arbeiterin), in deren programmatischer Eröffnungsnummer sie sich erneut gegen die reformistische Vorstellung wandte, durch rechtliche Gleichstellung mit den Männern unter Beibehaltung des Kapitalismus einen Fortschritt für die Frauen erreichen zu wollen:
„‚Die Gleichheit‘ […] geht von der Überzeugung aus, dass der letzte Grund der jahrtausendealten niedrigen gesellschaftlichen Stellung des weiblichen Geschlechts nicht in der jeweils‚ von Männern gemachten‘ Gesetzgebung, sondern in den durch wirtschaftliche Zustände bedingten Eigentumsverhältnisse zu suchen ist. Mag man heute unsere gesamte Gesetzgebung dahin abändern, dass das weibliche Geschlecht rechtlich auf gleichen Fuß mit dem männlichen gestellt wird, so bleibt nichtsdestoweniger für die große Masse der Frauen […] die gesellschaftliche Versklavung in härtester Form weiterbestehen: ihre wirtschaftliche Abhängigkeit von ihren Ausbeutern.“

Später revidierte sie diese rigide Haltung und trat nun ebenfalls für das Frauenwahlrecht ein, das bereits seit 1891 zentraler Bestandteil des Parteiprogramms der SPD war.

Quelle: Internet „Wikipedia“ – „Clara Zetkin“

Also, gleich eine Korrektur, es ist der 101 Jahrestag!
In diesem Sinne hat sich viel verändert zum Positiven. Viele Frauen stehen an leitenden Stellen der Wirtschaft, der Politik, aber auch bei den Protestbewegungen aller Art gehören Sie zu den aktiven Mitstreitern.
Nun kommt das große ABER: Oft bekommen sie für gleiche Arbeit weniger Geld als Männer, haben weniger Aufstiegschancen. Zu oft befriedigen sich Parteien, Verbände, Betriebe usw. mit sogenannten „Frauenquoten“, das sehe ich als falschen Kunstgriff des Nichtverstehens dessen, was „Gleichheit vor dem Gesetz“ wirklich beinhaltet.
Und in den Kirchen oder Religionen ist (zu mindestens in nur ein paar Ausnahefällen gleichberechtigt) die Frau untergeordnet, weniger „wert“ als Männer.
„Gebraucht“ wurden sie schon immer, zur Fortpflanzung sowieso, als „Putze“, in der Küche, ja, auch als Lustobjekt – und in diesem Wort steckt der Widerspruch, „Objekt“ und eben nicht „Subjekt“! Das ist aber ein riesiger Unterschied, und viele Männer sehen das noch heute so, wie vor tausenden Jahren.
Ich kann mich des Gedankens nicht erwehren, dass die Frau in der Gesellschaft besser gestellt wurde, dass aber viele Männer auf dieses Niveau herabgewürdigt wurden, da sehe ich keinen Fortschritt darin!
In den heutigen Slogan ausgedrückt könnte man sagen:
„Gleicher Lohn für alle, ob Facharbeiter, Hilfskraft oder Professor, ob Mann oder Frau!“
„Arbeit für alle, die dazu fähig sind, mit Rainer Thiel: „Arbeit fair teilen, 30 – Stundenwoche für alle reicht!“
„ gesichertes Grundeinkommen“ für alle Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen (Kranke, Behinderte, Alte) nicht am Arbeitsprozess teilnehmen können!“

Schon an diesen Beispielen zeigt sich, wie Gleichbehandlung realisierbar ist, für ALLE.
Damit kann ganz einfach der Grundstein gelegt werden, nicht im falschen Sinne von „Quoten“, sondern im Sinne der Selbstverwirklichung der Menschen an sich ein großes Stück der Entfremdung zu überwinden, ja, so bräuchten wir weder auf die „große Revolution“ oder „das Jüngste Gericht“ zu warten, zu hoffen, wenn es gelingt, dies den Mächtigen abzutrotzen, dann haben wir m.E. einen wirklichen Sieg errungen, ein großes Vermächtnis von Clara Zetkin erfüllt, um damit würdig den Frauentag zu begehen, täglich!

Ich wünsche ein schönes Wochenende!
Andreas Krödel
P.S.: Für alle philosophisch interessierten Menschen vielleicht noch der Hinweis, wie auch ein angeblich „objektives, neutrales Lexikon“ wie „Wikipedia“ einseitig darstellt, Dinge falsch oder verzerrt betont, sieht man am Eingangszitat nur zu deutlich!