„ein Lebenslauf – wen es interessiert“

Guten Morgen,
Rainer Thiel fragte mich neulich nach meinem Leben. Gut, sage ich, also hier einmal ein kurzer Lebenslauf:
geboren am 20.04.1957, werde also am Mittwoch 54 Jahre alt, Augenoperation mit einem Jahr (schiefgegangen – Nerven eingeklemmt), von Kindheit an Brille und Zahnspange, immer gehänselt, immer der Kleinste, auch in der Schule. Habe die zehnte Klasse mit „2“ abgeschlossen. Schon damals habe ich nicht Romane gelesen, sondern lieber bei Marx.
1973 begann ich meine Lehre als Elektromonteur im VEB Zwickauer Kammgarnspinnereien, die ich dann 1975 mit „3“ abschloß. 3-Schichsystem und viele Überstunden (mit 18 Jahren war mein erster Gang zum Parteisekretät, um Kandidat der SED zu werden)
, bis zum Einzug in die NVA (ich hatte mich schon in der 8. Klasse freiwillig für drei Jahre entschieden).
1979, nach der Armeezeit war ich wieder in der Kammgarn, dann suchte man einen hauptamtlichen FDJ – Sekretär, ich sagte Ja und wurde auch gewählt,1980 besuchte ich für ein Jahr die Bezirksparteischule in Mittweida. Schon damals habe ich geschrieben, die Briefe gingen an das ZK der SED und sie schickten ihre Vertreter, um mich zurechtzuweisen.
1982.
Da war Heirat angesagt, Umzug nach Guben. Hier arbeitete ich als „Sekretär Arbeiterjugend“ in der FDJ -Kreisleitung. 1984 – burn out, Zusammenbruch, ich konnte das System nicht verstehen, wo ich allein für den Sozialismus eintrat und die anderen Genossen nicht mitzogen gegen die Irrtümer dieser Zeit. Schon zu dieser Zeit war ich in nervenärztlicher Behandlung, da stand „Managerkrankheit“ auf dem Schein.
Ich begann meine Arbeit im VEB Thüringer Teppichfabriken wieder als Elektriker. Aktiv war ich immer noch, ehrenamtlicher Parteisekretär, freiwillige Feuerwehr, GST (GO Sportschießen,das Sportschießen habe ich auch nach der „Wende“ weitergeführt, im „Gubener Schützenverein Germania 1890“ war ich Gründungsmitglied, ab 1996 Referent für Aus- und Weiterbildung, ab 1998 bis 2007 erster Vorsitzender, aber auch das mußte ich aus gesundheitlichen Gründen aufgeben) und vieles mehr. 1986/87 habe ich meinen Industriemeister Elektrotechnik gemacht und mit „Gut“ bestanden.
1989 – für mich ein Jahr der Katastrophen. Alles schwamm weg, was wir gelernt hatten, war plötzlich alles falsch. Aus der Teppichfabrik sollte ein „Kaufland“ – Supermarkt werden. Ich begann, mit viel Glück, im damaligen Kreiskrankenhaus als Elektriker zu arbeiten (01.11 1989), dann kam mein Austritt aus der PDS, meine Absage an Parteien an sich und ich wurde Mitglied im VDF (Verband deutscher Freidenker in der DDR). 1992 wurde das Kreiskrankenhaus übernommen vom Naemi-Wilke Stift (selbstständige evangelisch- lutterische Kirche) und wir als Handwerker wurden mit übernommen. Dann ging alles recht schnell, ich wurde leitender Handwerker, habe den technischen Leiter vertreten in seiner Abwesenheit, habe Bereitschaftsdienst mitgemacht.
Das ging recht gut trotz der unterschiedlichen Weltanschauungen, ich begann die Bibel zu „erforschen“ um zu verstehen, wieso sich heute noch Menschen mit hohem Intelligenzgrad daran festhalten, glauben können.
2004 – Überforderung, Totalzusammenbruch – lange Krankschreibungen – 2007 – 50% schwerbeschädigt, Teilerwerbsunfähigkeitsrente – immer öfters krank, schreibunfähig, kraftlos – ein Krüppel, der aber nicht schweigt! Ich setze mich mit den Linken (die nicht antworten wie die Freidenker aus Potsdam) auseinander, aber auch mit meiner Mitarbeiterin, die streng katholich ist und den Mitarbeitern der evangelischen Richtung, meinen Bekannten von den Zeugen Jehovas, die mit mir die Bibel studieren.
Was bleibt noch, zum 01.01.2011 haben wir, meine Frau und ich, uns voneinander getrennt, ich wohne jetzt in einer ausgebauten Bodenkammer, mein 5.und 6. Halswirbel ist altersmäßig abgenutzt, sodaß ich selbst beim Schreiben Schmerzen habe, Sehen ist nur kurzfristig möglich, dann verschwimmt alles wegen Überforderung, stark depressiv – alles Scheiße!

Nun bitte aber kein Mitleid, Krödel lebt und teilt sich seine verbliebene Kraft schon ein – lest doch bloß endlich, was ich schreibe, es können immer die letzten Worte sein – nach Rainer Thiel – bevor der Tod uns scheide.
Ich bin kein Gott, ich habe nicht DIE Wahrheit für alles parat, aber ich will mitwirken an den Prozessen wider dem Imperialismus – für eine friedvolle Welt (die Zeugen Jehovas wollen auch die „gegenwärtige Macht des Satans“ gestürzt sehen, um „das Paradies auf Erden“ zu errichten – allerdings nur für die Gottestreuen, alles andere wird gerichtet, vernichtet).
Noch einmal und immer wieder: Der Kommunismus ist für alle Menschen da!

Soweit für heute von mir aus Guben
Andreas Kröde