Das freigeistige Wort zum Sonntag, 25.2.2007

„Leben wir heute in faschistoiden Stereotypen und was kann man dagegen tun?“

Für Martin Großkopf – Mail vom 19.02.2007

Leider ist kein Textvorschlag eingetroffen, sodaß ich wieder selber schreiben muß. Beim heutigen Thema bin ich mir unsicher, ob ich den Kern treffen werde, weil mir der Begriff nicht geläufig ist.

Faschistische Thesen begleiten den Imperialismus von Anbeginn, der Faschismus, das ist die Ersetzung einer Demokratie durch eine Diktatur, das Aushebeln von Menschenrecht und Menschenwert, die Vernichtung von Andersseienden und Andersdenkenden, brutale Gewalt und offener innerer und äußerer Krieg, es gibt nur eine Ideologie.

Was heute an Thesen von der rechten Seite kommt, spricht Millionen von Menschen an, „Arbeit für Deutsche“, „Ausländer raus“, deutsches Selbstbewusstsein und Nationalstolz anstelle der Demut und Selbstkasteiung als Kriegsverlierer und KZ- Betreiber und „Stalin hat noch schlimmer gewütet“. Nicht das Brüllen von Heil- rufen und das schmieren von Hakenkreuzen macht eine Sympathisierung aus, es sind Dinge, die in den Menschen verwurzelt sind, ihnen innewohnen wie Vaterlandsliebe. Da sind wirklich gebildete Ideologen am Werk und sie nutzen die Schwächen des Staates bis an die Grenzen des Machbaren aus.

Aber vielleicht meint Martin eher die zwischenmenschlichen Beziehungen im Alltag, die Verrohung der Gefühle im Alltagsstreß der Arbeitswelt, wo wir stereotypen Formeln folgend entmenschlicht werden. Jeder ist sein kleiner Hitler, selbstsüchtig, raffgierig, nur auf sich selbst ausgerichtet, Hilfe oder Solidarität bleiben unbekannte Größen, was zählt ist eigener Vorteil und Reichtum. Selbst das Elend anderer wird vermarktet.

„Was kann und muß man dagegen tun?“, fragt Martin. Wir hatten erst neulich hier das Thema, verbieten oder nicht. Aufklärende Tätigkeit im jeweiligen Umfeld, für Freidenker Ehrensache; Ausbruch aus der Scheinmoralität, besseres Leben vorleben bedeutet Ausstoß aus der Gesellschaft, finanzielle Unsicherheit, Verfolgung und Repressalien. Den Naziaufmärschen mit einer Welle der Demokratie entgegentreten auf offener Straße ist auch gefährlich, sind doch die Gummiknüppel der Polizei schon in die falsche Richtung losgeprügelt.

Da all diese Erscheinungen gesellschaftstypisch sind, bleibt als einzige Alternative für mich eine Revolution, aber keiner macht mit und was kommt danach?