„WzS“, 26.05.2013 Propaganda

Hinweis zu „Das freigeistige Wort zum Sonntag“: Die Idee besteht darin, daß ausgehend von einem Zitat eine kurze Meinungsdarstellung verschiedener Autoren veröffentlicht wird, über die dann diskutiert werden kann.

Die Redaktion liegt bei Andreas Krödel. Das bedeutet, daß an seine Adresse
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Dargestellte Meinungen müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Das freigeistige Wort zum Sonntag, den 26.05.2013 von Andreas Krödel

„Notwendigkeit der Propaganda
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1
Es ist möglich, daß in unserem Land nicht alles so geht, wie es gehen sollte.
Aber niemand kann bezweifeln, daß die Propaganda gut ist.
Selbst Hungernde müssen zugeben
Daß der Minister für Ernährung gut redet.
2
Als das Regime an einem einzigen Tage
Tausend Menschen erschlagen ließ, ohne
Untersuchung noch Gerichtsurteil (1)
Pries der Propagandaminister die unendliche Geduld des Führers
Der mit der Schlächterei so lange gewartet
Und die Schurken mit Gütern und Ehrenstellen überhäuft hatte
In einer so meisterlichen Rede, daß
An diesem Tage nicht nur die Verwandten der Opfer
Sondern auch die Schlächter selber weinten.
3
Und als an einem andern Tage das größte Luftschiff des Reiches
In Flammen aufging, weil man es mit entzündbarem Gas gefüllt hatte (2)
Um das nicht entzündbare für Kriegszwecke zu sparen
Versprach der Luftfahrtminister vor den Särgen der Umgekommenen
Daß er sich nicht werde entmutigen lassen, worauf
Sich lauter Beifall erhob. Selbst aus den Särgen
Soll Händeklatschen gekommen sein.
4
Und wie meisterhaft ist die Propaganda
Für den Abfall und für das Buch des Führers!
Jedermann wird dazu gebracht, das Buch des Führers aufzulesen
Wo immer es herumliegt.
Um das Lumpensammeln zu propagieren, hat der gewaltige Göring
Sich als den größten Lumpensammler aller Zeiten erklärt und
Um die Lumpen unterzubringen, mitten in der Reichshauptstadt
Einen Palast gebaut
Der selber so groß wie eine Stadt ist (3)
5
Ein guter Propagandist
Macht aus einem Misthaufen einen Ausflugsort.
Wenn kein Fett da ist, beweist er
Daß eine schlanke Taille jeden Mann verschönt.
Tausende, die ihn von den Autostraßen reden hören
Freuen sich, als ob sie Autos hätten.
Auf die Gräber der Verhungerten und Gefallenen
Pflanzt er Lorbeerbüsche. Aber lange bevor es soweit war
Sprach er vom Frieden, wenn die Kanonen vorbeirollten.
6
Nur durch vortreffliche Propaganda gelang es
Millionen davon zu überzeugen
Daß der Aufbau der Wehrmacht ein Werk des Friedens bedeutet
Jeder neue Tank eine Friedenstaube ist
Und jedes neue Regiment ein neuer Beweis
Der Friedensliebe.
7
Allerdings: vermögen gute Reden auch viel
So vermögen sie doch nicht alles. Manchen
Hat man schon sagen hören: schade
Daß das Wort Fleisch allein noch nicht sättigt, und schade
Daß das Wort Anzug so wenig warm hält.
Wenn der Planminister eine Lobrede auf das neue Edelgespinst hält
Darf es nicht dabei regnen, sonst
Stehen seine Zuhörer im Hemd da.
8
Und noch etwas macht ein wenig bedenklich
Über den Zweck der Propaganda: je mehr es in unserem Land Propaganda
Desto weniger gibt es sonst.
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Fußnoten:
(1) Am Tag nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933.
(2) Das Luftschiff LZ 129 „Hindenburg“ verbrannte am 6. Mai 1937 bei Lakehurst / USA.
(3) Hermann Göring, ab 1933 Reichsminister der Luftfahrt, ließ das Reichsluftfahrtministerium bauen. Als Beauftragter für den Vierjahresplan (ab 1936) propagierte er die Verwertung von Abfällen, u.a. mit der Aktion „Kampf dem Verderb“.
Quelle: http://www.mlwerke.de/br/br_003.htm

Hallo,
ist es heute nicht immer noch so mit den Medien, wie Berthold Brecht es beschrieben hat? Ich sage klar JA; tausende Zeitungen schreiben und hunderte Programme von Funk und Fernsehen senden so ihre Lügen, um die Kriegsverbrecher, die Imperialisten mit ihren politischen Machtapparat zu schützen, reinzuwaschen.
Mein Vater (80) fragt mich dann: „Kann man nicht einmal den öffentlich rechtlichen Sendern und der unabhängigen Presse glauben?“ Er hat keinen PC und ist wie viele Menschen angewiesen auf das, was ihm ins Haus „flattert“. Es gibt kein „rechtlich“, oder „unabhängig“, denn a; müssen die Medien sich an die Richtlinien halten, um das Volk ruhigzustellen und b; wollen sie ja Geld verdienen, da beugt und biegt man eben die Wahrheit solange, bis sie dem Bild, welches die „Guten Imperialisten aus Konzernen, Banken und Versicherungen“ darstellt, entspricht, noch etwas Werbung dazu und ein paar Schmalzserien, Kunst oder Sport wird zum Klischee, je blöder, desto besser.
Ich habe keinen Fernseher und das ist gut so, denke ich; jedenfalls habe ich nicht das Gefühl, in den letzten 20 Jahren damit etwas verpasst zu haben, nur die „Rundfunkgebühr“ muß auch ich bezahlen, trotz Erwerbsunfähigkeitsrente und Behinderung, es „reicht nicht aus“ für eine „Befreiung“, sagen die Propagandisten und Ämter!
Herzliche Grüße
Andreas Krödel

P.S.: der Text ist nicht neu, den habe ich vor etwa zwei Jahren geschrieben und heute nur aktualisiert!