Das freigeistige Wort zum 04.09.2011 Sonderausgabe

Hinweis zu „Das freigeistige Wort zum Sonntag“: Die Idee besteht darin, dass ausgehend von einem Zitat eine kurze Meinungsdarstellung verschiedener Autoren veröffentlicht wird, über welche dann diskutiert werden kann.

Die Redaktion liegt bei Andreas Krödel. Das bedeutet, das an seine Adresse (an-kroedel@t-online.de) jederzeit unter der Bemerkung „WzS – Entwurf“ Texte gesendet werden können und diese dann zeitlich eingeordnet und dann in der Freidenker-ML jeweils am Sonnabend oder Sonntag veröffentlicht werden. Ich hoffe auf aktive Vielfalt. Für die Texte ist der jeweilige Autor selbst verantwortlich.
Dargestellte Meinungen müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Das freigeistige Wort zum Sonntag, den 04.09.2011 Sonderausgabe
Bitte macht Euch trotz Streß, Übermüdung; Hilflosigkeit oder Krankheit die Mühe, diese Zusammenfassung einer ganzen Woche mal zu lesen. Selbstverständlich habe ich die einzelnen Quellen parat und kann die Gesamtwerke auf Anfrage jederzeit weiterleiten.
Andreas Krödel

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
es mag klingen wie eine Art Kapitulation, das ist es aber keineswegs. Es ist für mich Antrieb und Verpflichtung, weiterzumachen. Heute habe ich unter meinem Motto „was ich nicht kenne, kann ich auch nicht bekämpfen!“ zunächst mal das Programm der NPD, beschlossen auf ihren Parteitag 2010 durchforstet, dann habe ich mir eine DVD der Zeugen Jehovas über ihre Arbeit in der gesamten Welt angeschaut.
Danach mußte ich mich erst einmal völlig ablenken mit Herricht und Preil und dem „Garten“.
Jetzt habe ich Mails studiert, vor allem von Kurt Wolfgang Ringel, aber auch von einem hoch begabten Sympathisanten aus dem Norden, Informationen von Oliver Lenz; das reicht mir für heute. Zur Verarbeitung im Einzelnen:
NPD – ein juristisch völlig sauberes Programm, da findet man weder Hakenkreuze, Verleumdung des Holocaust oder Hinweise auf Hitler. Sie wollen einen „dritten Weg“, Nationen aufrechterhalten, Selbstständigkeit der Völker, Arbeit, gesicherte Renten, saubere Umwelt usw.; scheinbar im völligen Übereinstimmen mit dem Grundgesetz der BRD, welches sie von einer demokratischen Verfassung abgelöst wissen wollen.
Ich zitiere hier ungern, da ich mich nicht der Verbreitung solcher Bewegungen schuldig machen möchte; aber ein Ausschnitt zur Vertiefung unserer aller Verurteilung dieser Strömung sei mir erlaubt:
„Der Klassenkampf wurde unter dem Titel der Vereinigung des internationalen Proletariats ausgerufen, und Karl Marx schuf das kommunistische Manifest zur Befreiung der Massen. Damit war das zweite internationale Gesellschaftssystem, der Kommunismus, geboren. Heute wissen wir, daß der Liberalismus aus der Knechtschaft durch den Geburtsadel in die Unterdrückung durch den Geldadel führte, und der Kommunismus aus der Unterdrückung durch die Kapitalisten in die Versklavung durch die staatskapitalistischen Funktionäre führt. Beide Systeme sind in ihrem Absolutheitsanspruch imperialistisch und führen einen permanenten Kampf um die Ausbreitung ihrer Macht. Der Kapitalismus über den Weg der wirtschaftlichen Beherrschung durch Großkonzerne und der Kommunismus durch die angestrebte kommunistische Weltrevolution. Für beide Systeme ist die Voraussetzung für ihren Erfolg die Umwandlung der jeweiligen Volksgemeinschaften, entweder in eine pluralistische (für den Kapitalismus), oder in eine sogenannte klassenlose Gesellschaft (für den Kommunismus).“
Nun, da lasse ich lieber eine Zeile frei. Erinnert mich an eine Situation in meinem Heimatdorf Silberstraße in Sachsen, wo Chaoten eine Schiefertafel anbringen durften mit der Aufschrift: „in Gedenken an die Opfer von 1933 bis 1989“. Ob davon mal jemals einer ein Buch in die Hand genommen hat?

Zur DVD der Zeugen Jehovas, vielleicht der vierte Weg (von wie viel denn noch; die alle eine friedliche Zukunft für alle Menschen ohne Ungerechtigkeit, Krankheit, Gewalt usw. erreichen wollen?). Diese sicher geschichtlich noch sehr junge Gemeinschaft hat etwas geschafft, was Beachtung verdient. Sie haben sich weltweit zu einer so straff organisierten Einheit formatiert, das sie nicht nur in der Lage ist, Milliarden Bibeln, Texte, Zeitungen herauszugeben, sie fliegen auch in alle Länder, ob Rußland, Japan, Afrika und erbauen dort Königsreichssäle, führen Gespräche, klären über die Bibel auf und unterweisen in ihrer Anwendung; Predigerdienst. Sie unterstützen sich gegenseitig, Hilfe organisieren ist ein weiteres Ziel. Dabei bekommen sie von keinem Staat der Welt Gelder, noch wird nicht wie bei den sogenannten Großkirchen Ausbildung; Einsatz der Prediger oder Baumaßnahmen staatlich subventioniert.

Wieder eine Zeile frei.
Zu den Mails: aus dem Norden kam ein Beitrag, der sehr interessant ist:
„José Saramago
Die Glocken der Gerechtigkeit
Zum Abschluss des Forums von Porto Alegre
Vierhundert Jahre liegen zwischen der Aktion eines Bauern aus der Umgebung von Florenz, der die Glocken läuten ließ, um den Tod der Gerechtigkeit zu verkünden, und dem Erstarken der Bewegung für eine andere Art der Globalisierung. Dennoch geht für José Saramago der Vorstoß in die gleiche Richtung: Das sagte der portugiesische Schriftsteller und Nobelpreisträger am 19. Januar 2002 anlässlich einer Versammlung von sechstausend Globalisierungsgegnern in Paris. Der Text dieser Rede wurde auch auf der Abschlussveranstaltung des Weltsozialforums in Porto Alegre am 5. Februar verlesen.

Auszüge
: „
Ich vermute, es war das erste und einzige Mal, dass irgendwo auf der Welt eine Glocke, ein träges Stück Bronze, das so oft für den Tod von Menschen geläutet hat, den Tod der Gerechtigkeit betrauerte. Die Totenglocke des Dorfs bei Florenz hörte man nie wieder, doch die Gerechtigkeit starb und stirbt weiter alle Tage. Selbst heute, in diesem Moment, da ich zu Ihnen spreche, geschieht es, dass jemand die Gerechtigkeit tötet, nah oder fern von hier, vor der Tür unseres Hauses. Jedes Mal wenn sie stirbt, ist es, als hätte sie für die, die auf sie vertrauten, nie existiert: als sei sie nie da gewesen für die, die erwartet haben, was wir alle billigerweise von der Rechtsprechung erwarten dürfen: Gerechtigkeit, einfach Gerechtigkeit.

Ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass wir für diese Gerechtigkeit bereits ein leicht verständliches Regelwerk zur praktischen Anwendung besitzen, ein Regelwerk, das seit über fünfzig Jahren als Allgemeine Erklärung der Menschenrechte vorliegt, als jene dreißig essenziellen Grundrechte, von denen nur noch vage die Rede ist, wenn sie nicht gleich systematisch totgeschwiegen werden. Sie werden in unseren Tagen häufiger missachtet und verletzt als vor vierhundert Jahren das Eigentum und die Freiheit des florentinischen Bauern. Ich habe auch gesagt, dass die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte in ihrer heutigen Form, ohne dass man an ihr auch nur ein Komma ändern müsste, in puncto Richtigkeit der Grundsätze und Transparenz der Ziele einen vorteilhaften Ersatz für die Programme sämtlicher politischer Parteien der Erde anzubieten hätte.

; eine Debatte über die Beteiligung der Bürger am politischen und sozialen Leben; über das Verhältnis zwischen den Staaten einerseits und Wirtschaft und Finanzwelt andererseits; über das, was die Demokratie stärkt, und das, was sie tödlich bedroht; über das Recht auf ein Leben in Glück und Würde; über Elend und Hoffnung der Menschheit oder, um es weniger rhetorisch zu sagen: der Menschen, die die Menschheit ausmachen – einzeln oder in ihrer Gesamtheit. Den schlimmsten Fehler begeht, wer sich selbst betrügt. Und doch leben wir so.

Mehr habe ich nicht zu sagen. Oder doch, ein Wort noch, mit dem ich Sie um einen Augenblick der Stille bitten möchte. Der Bauer von Florenz ist gerade wieder auf den Glockenturm gestiegen. Gleich wird die Glocke läuten. Schenken wir ihr Gehör.“

Zeile frei:
Mail von Kurt Wolfgang Ringel:

„Alles für das Blut der Wirtschaft, auch Menschenblut!

Der Bischof hat nur das ausgesprochen, was alle wissen, die nicht den bürgerlichen Medien verfallen sind.
Ohne Rohstoffe wäre Libyen total uninteressant für die „Zivilisation“ in Europa und Amerika. Das heimliche Motto der NATO lautet: Blut für Öl. Alle Länder, in denen die USA & Co. Rohstoffe ausbeuten wollen, werden zu Schurkenstaaten erklärt. Im Fall Libyen mussten sie das nicht. Die Ölmultis machten sich die sogenannten Rebellen zunutze.
Sehr aufschlussreich ist auch der Leserbrief Wir dürfen uns bestimmt freuen“. Ja, worauf denn nur? Ach so, darauf, durch höhere Kraftstoffpreise die Einsatzkosten der USA und NATO, der Geheimdienste und des Militärs, in Libyen zu erwirtschaften.

Mit menschlichen Grüßen

Kurt Wolfgang Ringel

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Wir dürfen uns bestimmt freuen …

Zu »Mit Tripolis fällt auch der Ölpreis« (ND vom 23.8.)
Nun scheint es vorbei zu sein mit Gaddafi. Der Nationale Rat hat gesiegt, bekommt die Milliarden Gaddafis und das Öl in seine Hände. Die meisten der Hände gehören Leuten, die aus gutem Grund lieber unbekannt bleiben möchten. Glücklich sind die internationalen Öl- und Waffenmultis, die Ölscheichs und die libyschen Oberhäuptlinge. Das einfache libysche Volk und der normale europäische Steuerzahler werden, außer der Zeche, absolut nichts von diesem kostspieligen Krieg gehabt haben. Wir dürfen uns bestimmt auf höhere Spritpreise freuen, auch wenn wieder etwas mehr Öl in Freundeshand gekommen ist.
/* R. Sch., Leipzig, Neues Deutschland vom 2408-2011 */

Der päpstliche Nuntius in Tripolis, Bischof Martinelli: „Das einzige (!)
Ziel des Kriegs um Libyen ist es, die besten Förderstellen zu sichern
und Libyens Gas- und Ölvorräte auszubeuten. Es tut mir leid, das so
unverblümt sagen zu müssen, aber der Egoismus der beteiligten Länder ist
unübersehbar“!!!“

Wieder Zeile frei:
Rainer Thiel:
„Partei-Linke und ihre Medien unterdrücken auch meine Äußerungen zur Geschichte und zur Gegenwart. Mein jüngstes Buch wird vom Verleger versteckt gehalten. Nun hat ein Freund in Ludwigshafen einige meiner jüngsten Kurz-Texte innerhalb seines eigenen Textes ins Netz gestellt. Daraus zitiere ich mich selber:

1
Rainer Thiel samt Titelblatt von „Neugier, Liebe, Revolution, daneben der Text:

Heute im ND Oskar Lafontaine „über ein Buch zur
Stalinismus-Kritik“, zu welchem Gesine Lötzsch
geschrieben hatte: „Alles auf den Prüfstand! Texte
zur DDR-Geschichte im ´Neuen Deutschland´`.
Dazu betitelt Oskar seinen Essay „Nicht die Partei,
sondern das System“. Nichts gegen Gesine und
Oskar, doch sie täuschen sich beide. Im ND wurden
SED und DDR stets nur oberflächlich behandelt, im
Konsens mit den heutigen Parteimitgliedern. „Die
Partei“, das waren doch vor allem ihre Funktionäre
und Mitglieder. Und manche von ihnen sind heute in
der Linkspartei. Doch sie sparen immer aus, was
sie selber verbockt haben, ihren Karrierismus, ihre
theoretische Unbedarftheit, ihre Marx-
Verzerrungen, ihren Bumbum-Stil im Umgang mit
den DDR-Bürgern, ihre Feigheit, ihren falsch
verstandenen Korps-Geist, ihre Selbstbezogenheit,
ihre Lust, sich in die eigne Tasche zu schwindeln.
Alle meine Texte, in denen ich darauf hinwies,
wurden vom ND gedeckelt. …

Dokumentiert 4
Thiel, Rainer: Neugier, Liebe, Revolution. Berlin 2010“

Rainer Thiel ist einer der wenigen Menschen, die sich im Laufe ihres Lebens selbst treu geblieben sind. Immer kritisch, vorwärts denkend ist er aus all den Unterdrückungen „immer gestärkt hervorgegangen“. Meine Bitte an Euch, lest das, was dieser Mann geschrieben hat; es erspart Euch viel Mühe im Wirrwarr der Informationsflut; was bei Rainer geschrieben steht ist sicher weder die absolute Wahrheit noch der Alleinige Anspruch auf diese, aber es sind Fakten aus 81 Jahren LEBEN als unermüdlicher Zeitgeist.

Zeile frei:
Mail von Oliver Lenz:

„FDJ: Verbot am 26. Juni 1951 nach Artikel 9 Abs. 2 des Grundgesetzes.
KPD: Verbot 1956: verfassungswidrig im Sinne des Art. 21 Abs. 2
Artikel 9:…
(2) Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung richten, sind verboten….
Artikel 21…
(2) Parteien, die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden, sind verfassungswidrig. Über die Frage der Verfassungswidrigkeit entscheidet das Bundesverfassungsgericht.

Gruss Oliver“

Was ist denn das; die „freiheitliche, demokratische Grundordnung“; „Völkerverständigung“? Wenn sie alle Ziele im Namen Hitlers erreicht haben, wird die Welt dann voller Frieden sein? Der kleine Österreicher war weder „germanisch“, aber er war dem Imperialismus wider jeglicher anderer Wege zu passe gekommen, so wurde eben aus einem Gefreiten der Oberbefehlshaber eines der wohl offenen, blutrünstigsten Verbrechers der menschlichen Geschichte. Heute wird das etwas feinfühliger durchgesetzt, man nimmt zwar auch die Bomber der Nato und diverse Geheimdienste in Anspruch, um den weltweiten Sieg des Imperialismus zu erreichen, aber Kapital und Monopole sehen auch durch finanziellen Druck und ihre Medienpolitik eine Chance, zu erreichen, was eben Hitlers Auftrag war; – Die absolute Weltherrschaft!
Stellen wir uns gemeinsam dagegen – Wir machen weiter im Sinne von Karl; Rosa und Ernst Thälmann!
Andreas Krödel