Das freigeistige Wort zum Sonntag, den 31.07.2011

Hinweis zu „Das freigeistige Wort zum Sonntag“: Die Idee besteht darin, dass ausgehend von einem Zitat eine kurze Meinungsdarstellung verschiedener Autoren veröffentlicht wird, über welche dann diskutiert werden kann.

Die Redaktion liegt bei Andreas Krödel. Das bedeutet, das an seine Adresse (an-kroedel@t-online.de) jederzeit unter der Bemerkung „WzS – Entwurf“ Texte gesendet werden können und diese dann zeitlich eingeordnet und dann in der Freidenker-ML jeweils am Sonnabend oder Sonntag veröffentlicht werden. Ich hoffe auf aktive Vielfalt. Für die Texte ist der jeweilige Autor selbst verantwortlich.
Dargestellte Meinungen müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Das freigeistige Wort zum Sonntag, den 31.07.2011 von Andreas Krödel

Auszüge von Karl Liebknecht:

„Der Hauptfeind steht im eigenen Land !
Flugblatt Mai 1915
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Was seit zehn Monaten, seit dem Angriff Österreichs auf Serbien, täglich zu erwarten war, ist eingetreten: Der Krieg mit Italien ist da.
Die Volksmassen der kriegführenden Länder haben begonnen, sich aus den amtlichen Lügennetzen zu befreien. Die Einsicht in die Ursachen und Zwecke des Weltkrieges, in die unmittelbare Verantwortlichkeit für seinen Ausbruch hat sich auch im deutschen Volk verbreitet. Der Irrwahn heiliger Kriegsziele ist mehr und mehr gewichen, die Kriegsbegeisterung geschwunden, der Wille zum schleunigen Frieden mächtig emporgewachsen, allenthalben – auch in der Armee!
Eine schwere Sorge für die deutschen und österreichischen Imperialisten, die sich vergeblich nach Rettung umsahen. Sie scheint ihnen jetzt gekommen. Italiens Eingreifen in den Krieg soll ihnen die willkommene Gelegenheit bieten, neuen Taumel des Völkerhasses zu entfachen, den Friedenswillen zu ersticken, die Spur ihrer eigenen Schuld zu verwischen. Sie spekulieren auf die Vergeßlichkeit des deutschen Volkes, auf seine nur allzuoft erprobte Langmut.
Würde der saubere Plan glücken, das Ergebnis zehnmonatiger blutiger Erfahrung wäre zunichte, das internationale Proletariat stünde wiederum entwaffnet da, völlig ausgeschaltet als selbständiger politischer Faktor.
Der Plan muß zuschanden werden – sofern der dem internationalen Sozialismus treu gebliebene Teil des deutschen Proletariats seiner geschichtlichen Sendung in dieser ungeheuren Zeit eingedenk und würdig bleibt. ..
Die Feinde des Volkes rechnen mit der Vergeßlichkeit der Massen – wir setzen dieser Spekulation entgegen die Losung:
Alles lernen, nichts vergessen!
Nichts vergessen !
——Nicht vergessen gilt’s, wie mit dem deutschen Volke gerade in der italienischen Frage gespielt worden ist, gespielt von den sehr ehrenwerten deutschen Patrioten.
….! Sorgt, daß er das Vorbild der Internationale werde!
Wäre er es seit jenen Augusttagen gewesen, es stünde besser in der Welt. Es stünde besser um das internationale Proletariat.
Aber kein Zuspät kennt entschlossener Kampfeswille!
Abgewirtschaftet hat die unsinnige Parole des »Durchhaltens«, die nur immer tiefer in den Malstrom der Völkerzerfleischung führt. Internationaler proletarischer Klassenkampf gegen internationale imperialistische Völkerzerfleischung heißt das sozialistische Gebot der Stunde.
Der Hauptfeind jedes Volkes steht in seinem eigenen Land!
Der Hauptfeind des deutschen Volkes steht in Deutschland: der deutsche Imperialismus, die deutsche Kriegspartei, die deutsche Geheimdiplomatie. Diesen Feind im eigenen Lande gilt’s für das deutsche Volk zu bekämpfen, zu bekämpfen im politischen Kampf, zusammenwirkend mit dem Proletariat der anderen Länder, dessen Kampf gegen seine heimischen
Der Hauptfeind steht im eigenen Land!
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Pfad: »../kl/«
Verknüpfte Dateien: »../format.css«Trotz alledem!
Rote Fahne, 15. Januar 1919.
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Generalsturm auf Spartakus!…
——Und ganz Deutschland ist durch sie in Schande gestürzt. Bruderverräter regieren das deutsche Volk, Brudermörder. »Schreibtafel her, ich muß es schreiben.«
Oh, ihre Herrlichkeit kann nicht lange währen; eine Galgenfrist, und sie werden gerichtet sein.
Feuerbrände schleudern ihre Thesen in Millionen Herzen, Feuerbrände der Empörung……
Denn Spartakus ¬ das heißt: Feuer und Geist, das heißt: Seele und Herz, das heißt Wille und Tat der Revolution des Proletariats. Und Spartakus ¬ das heißt alle Not und Glückssehnsucht, alle Kampfentschlossenheit des klassenbewußten Proletariats. Denn Spartakus, das heißt Sozialismus und Weltrevolution.
Noch ist der Golgathaweg der deutschen Arbeiterklasse nicht beendet ¬ aber der Tag der Erlösung naht. Der Tag des Gerichts für die Ebert-Scheidemann-Noske und für die kapitalistischen Machthaber, die sich noch heute hinter ihnen verstecken. Himmelhoch schlagen die Wogen der Ereignisse ¬ wir sind es gewohnt, vom Gipfel in die Tiefe geschleudert zu werden. Aber unser Schiff zieht seinen geraden Kurs fest und stolz dahin bis zum Ziel.
Und ob wir dann noch leben werden, wenn es erreicht wird ¬ leben wird unser Programm; es wird die Welt der erlösten Menschheit beherrschen. Trotz alledem!
Unter dem Dröhnen des herangrollenden wirtschaftlichen Zusammenbruchs werden die noch schlafenden Scharen der Proletarier erwachen wie von den Posaunen des Jüngsten Gerichts, und die Leichen der hingemordeten Kämpfer werden auferstehen und Rechenschaft heischen von den Fluchbeladenen. Heute noch das unterirdische Grollen des Vulkans ¬ morgen wird er ausbrechen und sie alle in glühender Asche und Lavaströmen begraben.

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Ja, der Gedanke stammt von K.W. Ringel; der August ist wieder voll (siehe auch Kalender von Ulf Rassmann) an historischen Daten. Am 13.08.1871 wurde Karl Liebknecht geboren, 1926 Fidel Castro, am 13. August 1961 begann der „Mauerbau“ in Berlin, ein „antifaschistischer Schutzwall“ – ein neuer Krieg begann, sich in neuen Formen zu entwickeln, der „kalte Krieg“ zwischen den Systemen. „Trotz alledem!“, dieser Satz von Karl eroberte die Welt. Was wir heute wollen, steht bereits in seine Zitaten (übrigens 1915!!!). „Der Hauptfeind steht im eigenen Land“, das ist eben der absterbende Imperialismus Was haben wir erreicht, sind wir Thälmann treu geblieben?
Die wirklichen Feinde, Karl Liebknecht nennt ihre Namen, auch die, die für die imperialistische Reaktion morden, Unterdrücken, Gewalt ausüben, Kriege führen, die Umwelt zerstören, dieser Feind steht fast überall auf dieser Welt nach wie vor an der Macht, ob Amerika oder Europa, ob in Chile oder Deutschland. Sie geben sich scheinbar“ demokratisch, sozial, gerecht, solidarisch, freiheitlich und friedlich“ und ihre Medien verkaufen das auch so; müssen von der Realität ablenken.
Sie haben Rosa und Karl, Ernst und viel Millionen mit ihnen ermordet, sich versucht, der Wahrheit zu entziehen, aber eben deshalb sind wir heute hier und müssen ihren Kampf fortsetzen!
Das soll alle fortschrittlichen Menschen einen zu der Macht, die das Inferno endlich beiseite fegen kann.
Das schreibe ich alles seit Jahrzehnten immer wieder, habe Zuspruch erhalten, viel Ignoranz erfahren und mußte schmerzliche, bis zu persönlichen Angriffen in verbaler Form, Kritiken hinnehmen. In einigen Monaten werde ich meinen winzigen Beitrag zur Geschichte der Freidenker in digitaler Form dem DFV übergeben für ein Archiv, dessen sich möglichst viele Menschen bedienen können. Ich kam 1989 zur Freidenkerbewegung der DDR und habe mich niemals mehr einer Parteidisziplin unterwerfen wollen. Spreche ich heute mit Freidenkern, haben viele einfach „keine Zeit“, etwas zu lesen oder zu schreiben; andere sind krank, müde, haben sich abgefunden mit ihrem Dasein; manchen reicht eine monatliche Runde, eine Wanderung, ein gemeinsamer Abend – sie haben ihre Weltanschauung und wollen damit in Ruhe gelassen werden. Wieder andere rennen offene Türen ein oder verzetteln sich in Theorien, die meisten kämpfen aber nur auf ihrem kleinen Schlachtfeld; mit all der zur Verfügung stehenden Kraft und lobenswerter Initiative. Das ist gut zu sehen; reicht es aber wirklich aus?
Sie haben auch den Vorsitzenden der Freidenker, Max Sievers, ermordet. Ist dies alles nicht Grund genug, weiter zu kämpfen?
Da gibt es kein mitleidsvolles Klagen, da müssen alle angebotenen Strohalme ergriffen werden und zur Macht verflochten werden. Daran mitzuwirken trotz meiner gesundheitlichen Problem ist mir Aufgabe, gibt mir Mut, Kraft, durchzuhalten, wachzurütteln und mich eben anzubieten, für die Aufarbeitung der Geschichte, der Gegenwart und für eine menschliche Zukunft in unser allem Interesse, Mensch zu sein ohne Entfremdung. Ich bin eben der Meinung, dies den Philosophen; Kämpfern und ermordeten Genossen schuldig zu sein!
Sollte ich hiermit in diesem Umfeld falsch sein, bitte sagt es mir bitte deutlich.

Denkt darüber nach!
Andreas Krödel
PS.: zwei Zitate, die mein Verständnis für die Freidenker geprägt haben:
„Ein Mensch (G.G.M.), den nur ich kenne schrieb:
„Freidenker – Menschen mit wissenschaftlicher Weltsicht, die in hoher Streitkultur alle Themen diskutieren ohne Tabu oder parteipolitischer Einschränkungen; Menschen, die für Humanismus aktiv handeln und aktiv dafür wirken, Entfremdung des Menschen durch den Menschen und seine Entfremdung von der Natur Schritt für Schritt zu überwinden.“ (nach Prof.Dr.H-G.Eschke)

„Es ist schwer, Menschen nach Parteistatuten zu orientieren, viel schwerer aber ist, Freigeister organisieren zu wollen.“
Krödel“
Das „Krödelsche Paradoxum“ zu Zeiten des BFV mit Achim Fröde

Dieser Beitrag und viel andere Arbeiten sind auch nachzulesen unter: www.andreas-kroedel.de.vu

VDF; wie alles mal begann

Von: „Andreas Krödel“
An: ; „DFV“ ; „Dr.Dr. J. Bretschneider“ ; ; ; ; Betreff: wie alles mal begann
Datum: Donnerstag, 30. Juni 2011 18:04

Hallo Freunde,
vielleicht wieder einmal zu des Administrators Ärger eine Nachricht aus 1989/90, eingescannte älteste Dokumente, die ich aufbewahrt habe, ich habe aus dieser Zeit einen ganzen Ordner voller Material, von Berichten, erster Satzung bis hin zur Erstausgabe des “Freidenker”, wen dies interessiert, ich kann das digitalisieren und Euch jederzeit senden.
Interessant ist die grundsätzliche Haltung zum Sozialismus, zur DDR!
Lest doch mal selbst, was wir damals wollten und wo wir heute stehen,
liebe GrüßeAndreas Krödel