„Das freigeistige Wort zum Sonntag“, den 20.02.2011

Hinweis zu „Das freigeistige Wort zum Sonntag“: Die Idee besteht darin, dass ausgehend von einem Zitat eine kurze Meinungsdarstellung verschiedener Autoren veröffentlicht wird, über welche dann diskutiert werden kann.

Die Redaktion liegt bei Andreas Krödel. Das bedeutet, das an seine Adresse (an-kroedel@t-online.de) jederzeit unter der Bemerkung „WzS – Entwurf“ Texte gesendet werden können und diese dann zeitlich eingeordnet und dann in der Freidenker-ML jeweils am Sonnabend oder Sonntag veröffentlicht werden. Ich hoffe auf aktive Vielfalt. Für die Texte ist der jeweilige Autor selbst verantwortlich.
Dargestellte Meinungen müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.

Ich drängle mich heute schon mal vor, mein Gesundheitszustand lässt eben gerade zu, das ich etwas arbeiten und verfassen kann, ich hoffe, es kommt bei allen gut an und der Inhalt erregt konstruktive Debatten, es geht um Probleme, die die Existenz der Menschheit an sich betreffen, also interessant für jeden, der mitdenkt in dieser Zeit für eine bessere Zukunft.
Auf die Vielfalt und Vielzahl Eurer Meinungen freue ich mich schon jetzt!
Andreas Krödel
P.S.: Bitte beachtet meine neue Kontaktadresse

Das freigeistige Wort zum Sonntag, den 20.02.2011 von Andreas Krödel

„Unsere Partei hat die freie Entwicklung der Persönlichkeit als Bedingung für die freie Entwicklung aller nicht nur verkündet. Sie hat Millionen Bürger im Kampf um die politische Macht und bei deren Verteidigung befähigt, den Sozialismus auch als Herausforderung an sich selbst zu verstehen und sich dieser Verpflichtung bewußt zu stellen. Das rechnen wir zu den historischen Verdiensten unserer Partei und das ist zweifellos eine der wesentlichen Voraussetzungen für die stabile politische Entwicklung in der DDR in Vergangenheit und Gegenwart.“
Zeitschrift „Probleme des Friedens und des Sozialismus“ Oktober 1989
Beitrag: „Demokratie und Recht in der DDR“ Egon Krenz S.1302

Das ist doch alles vorbei, Geschichte; könnte man denken, aber es ist nicht so.
War die DDR nun der Staat des Friedens, eine humanistische Demokratie, in dem die grundlegenden Menschenrechte verwirklicht waren? Es wurde nie bestritten, das es sich um eine Diktatur handelt, die Diktatur des Proletariats, eine Herrschaftsform der Mehrheit des Volkes über die Minderheit, eine Übergangsform zur klassenlosen Gesellschaft, zum Kommunismus. Es gab auch Wahlen und Parteien (SED; CDU, LDPD, NDPD, DBD) in der Nationalen Front, hervorgegangen aus den Lehren der Uneinigkeit der Arbeiterbewegung, welche u.a. den Faschismus an die Macht kommen ließ und Weltkriege ermöglichte. Es gab ein einheitliches Bildungssystem in unumstrittener hoher Qualität, keine Arbeitslosigkeit, jeder bekam eine (wenn auch nicht unbedingt seine) Lehrstelle und gab ein kostenloses Gesundheitswesen, Polikliniken, den Arzt des Vertrauens in der Nähe; gestützte Preisbindungen z.B. für Mieten und Lebensmittel und der Beitrag für Sozialversicherung lag für alle gleich bei 60,00 DDR- Mark. Kultur und Sport wurden für alle, das ganze Leben begleitend, gefördert und hatten Weltniveau. Die Kinder fanden in Krippe, Kindergarten und Hort schon von früh an Zugang zum gesellschaftlichen Miteinander, wurden betreut und versorgt, so dass die Eltern (beide!) beruhigt ihrer Arbeit nachgehen konnten.
Immer war eine freie Entwicklung gehemmt durch die Existenz des Imperialismus, des Klassenfeindes, Hochrüstung, Wirtschaftswettlauf und Boykott, Stacheldraht und Minen, die Mauer als eiserner Vorhang an den Grenzen, Stasi und Reisebeschränkungen waren Notmaßnahmen, welche dringend benötigte Mittel in Größenordnungen gebunden haben, die eigentlich z.B. im Wohnungsbau, in der Industrie, eben für das weitere Voranschreiten Richtung Freiheit dringender gebraucht worden wären. Es herrschte kalter Krieg.
Heute sind viele Menschen schnell fertig mit diesem Teil der Geschichte; Unrechtsstaat, SED – Regime ohne freie Wahlen, keine Meinungs-– und Reisefreiheit, Wohnungsmangel, marode Misswirtschaft und keine Bananen. Stasi- und Spitzelstaat voller korrupter Parteibonzen, die sich mit Devisen und Westwaren des Volkes bedienten, in den Genuß von Privilegien kamen, Amtsmissbrauch betrieben, schöngefälschte Statistiken und einseitig berichtende, politisch mißbrauchte Medien, keine Pressefreiheit.
Das war die DDR, der real existierende Sozialismus? Noch heute ist mit einer objektiven Aufarbeitung der Geschichte nicht einmal begonnen worden.
Ständig steigende Beiträge der Pflichtversicherungen, Zuzahlungen im Gesundheitswesen, Zweiklassengesellschaft, verwirrende Bildungsmodelle, Arbeitslosigkeit (noch immer schön nach Ost und West geteilt) wird verfälscht durch schönklingende Namen wie ABM, Ein-€-Jobs oder Bürgerarbeit sowie durch Umschulungen und Weiterbildungsmaßnahmen – bloß raus aus der Statistik, der Steuerzahler wird es schon begleichen; Skandal- und rummelmedien, welche uns mit Müllinformationen zuschütten und mit Werbung überhäufen (zur Ablenkung von der Wirklichkeit zudröhnen), Wirtschaftsbosse und Politiker, die Unsummen an Geldern einstreichen und für ihre Schauspielarbeit ständig steigende Diäten, Gehälter und Renten erheischen. Der Arbeiter Ost erhält immer noch weniger Lohn für gleiche Arbeit wie der Arbeiter im Westen und die Betriebskosten (alle Fixkosten) steigen ständig. Die Armen und Kranken werden ausgegrenzt und mit Geldern unter dem Existenzminimum abgespeist, vom gesellschaftlichen Leben abgeschnitten. Diejenigen, die Arbeit haben werden ausgesaugt, dauerhafter Streß, Ellenbogenkampf im Streben nach oben, nach mehr Geld auf Kosten der Mitarbeiter, Überstunden, Mobbing.
. Für Sport, Kultur oder Sozialarbeit ist kein Geld da, die Kommunen – der gesamte Staatsmechanismus – ist hoch verschuldet, überall klaffen Finanzlücken. Reisefreiheit ist vom Geld beschränkt, aber es gibt Bananen. Wählen kann ich aus jeder Menge Parteien, Bündnissen oder anderen Organisationen immer das Gleiche, Marionettenregierungen der Herrschaft des Kapitals als einzigen wahren Machthaber.
Das ist die BRD, der real existierende Imperialismus?

Der Sozialismus ist gescheitert, weil er sich nicht überall, weltweit gleichzeitig durchgesetzt hat, weil die Aufklärung der Massen unzureichend war, die Theorie entsprach nicht dem gesellschaftlichen Sein; er ist am Egoismus des Einzelwesens kaputtgegangen anstatt durch die freie Entwicklung der Persönlichkeit gesellschaftliche Menschen, selbst bewußt denkende und mitgestaltende, am gesamtgesellschaftlichen Vorwärts interessierte Bürger zu Taten Richtung Kommunismus zu motivieren.
Der Imperialismus hat seine Aufgabe in der Geschichte erfüllt, er ist zum existenzbedrohenden Moloch herangewachsen oder besser verkümmert, welcher kein Verbrechen scheut für mehr Reichtum und Macht – ob Menschenrechte oder die Umwelt – es gibt nichts, wovor er Achtung hat, wenn mehr Profit und Kapital in Aussicht sind. Er wird die Welt und die Menschheit ins Chaos stürzen, wenn er nicht bald beseitigt wird.
Was wollen wir aber danach?

Andersdenkende wurden und werden schon immer überall unterdrückt!

Denkt darüber nach!
Andreas Krödel