Nordische Schriften

Inhalt

  • Einleitung oder Bezug
  • Land und Leute im Norden
  • Gedanken zum Selbstverständnis
  • Fragen oder Ethik
  • Wir schreiben den August 2001 im Norden von Europa. Urlaub zwischen Ebbe und Flut. Zwei Bücher liegen auf meinem Tisch. Da ist zum Einen der Jostein Gaarder mit „Der seltene Vogel“ und zum Anderen „Verbotene Früchte – Ethik des Humanismus“ von Paul Kurtz. Da Jostein Gaarder vieles aus dem noch etwas nördlichen Norden schreibt, sei ihm bei einer Rezension der Vorrang eingeräumt.
    Er beginnt wie auch in anderen seiner Werke mit der Frage; wer bist DU, woher kommst DU, woher kommt DIE Welt und findet schnell heraus, daß der gegenwärtige Mensch weder frei noch Persönlichkeit ist, und, daß es aber eine Zukunft besserer Art geben muß, auch wenn er sie mit seinen Fragen zu tief selbst in Frage stellt.
    Sitze ich hier am offenen Fenster mitten auf dem Bauerhof und lese vom „Zeitscanner“, der Maschine, die uns `endlich` in die Lage versetzt, auch das letzte erforschte Geheimnis und die gesamte Geschichte dazu zu Hause zu erleben; Einkauf; Freude und Lust bestellen wir schon lange per Computer, Nachrichten und Mitteilungen gehen per „Net; Mehl oder SiMSn“ – ich sehe hier Hühner, die auf einer Wiese laufen; Kühe, die noch Bullen kennen und auf der Weide gedeckt werden und da auch kalben, vor dem Fenster, gleich hier unter dem Dach füttern Spatzen und Schwalben lärmend ihre Jungen, es ist ein schöner Lärm;_____—- ____der Mensch hat erst die Tiere eingesperrt in Käfige und Ställe, hat Pflanzen zu Maschinen scheinbarer Vitaminproduzenten gemacht – eine Antwort auf das WARUM suchen wir im Laufe dieser Abhandlung zu finden, eigentlich ist sie vor aller Augen!
    Der Mensch war auch einmal in der Natur und hatte in der Herde/ Rotte/ Rudel seinen Platz zu behaupten. Er bekam aus der Gemeinschaft Informationen, Neuigkeiten oder Normen vermittelt. Gaarder beschreibt, wie sich der Mensch selbst einsperrt in einen Käfig der perfekten Information, er kann weder selbst denken noch handeln, er ist Teil einer Maschine, herabgewürdigt durch sich selbst. Es scheint, als brauche er Niemand und Nichts— als habe er Alles ___—__ aber er hat NICHTS, er ist nicht mehr MENSCH.
    Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen dem Huhn im Käfig als „Eierproduzent“ und den Menschen in den Großstadtgettos, sie werden versorgt mit dem, was sie scheinbar brauchen, gemessen an scheinbaren Leistungen fragwürdiger Normen und am Ende werden sie entsorgt.
    Früher waren Handel, Einkaufen gleichzeitig Austausch von Neuigkeiten; man konnte sich beraten, es gab Verkäufer/innen. Es gab Kontakt zwischen den Menschen. An langen Winterabenden traf man sich, pflegte Traditionen, diskutierte und gestaltete Kultur. Nach der Arbeit saß man zusammen bei einem Glas Bier. Es gab ein Leben im Arbeiterverein (Brigade), es gab Sportvereine. Heute sitzt man eben in diesem Käfig – Wohnung und hat Alles, was notwendig „scheint“; man hat nur keinen Kontakt mehr zu Menschen!

    “ Diesen Jostein müßte man entweder verbieten oder zur Lesepflicht für alle Menschen machen; so aber ist es ungerecht – einzelne Menschen erkennen, fragen sich: „WER bist DU – woher kommst Du – wie lebst Du?“
    Sie bekommen einen winzigen Funken und es ist Erkenntnis;
    Eigentlich kennen sie den Weg, sie müssen ihn aber noch beschreiten,
    jeder für sich selbst!
    So kann aus dem Funken das Licht werden,
    welches `mein` Leben ausleuchtet –
    und anderen als Fackel der Aufklärung den Weg zeigt!

    Alle, die ihn nicht gehen (wollen, wünschen usf.)
    verdienen nicht mehr als Mitleid.
    (Jeder kann in seinem Leben für sich diesen Weg finden!)

    Wer die Größe des Universums begriffen hat,
    kann sich über das Detail und jede Winzigkeit freuen,
    er hört nicht auf, sich zu wundern
    und fragt immer wieder
    nach sich selbst
    und nach dem Ursprung;
    er hat Stumpfsinn und Gegenwart überwunden
    und denkt über eine neue Zukunft nach!
    Er ist bereit, etwas für die Zukunft zu tun;
    aber die Menschen der Gegenwart hören ihn nicht,
    wollen nicht begreifen;
    sie erklären ihn einfach für verrückt!
    Sie erkennen selbst erst dann, wenn sie krank sind,
    wenn sie Probleme haben.
    Demnach ist die Welt zwar erkennbar,
    aber der Mensch vermag die Erkenntnis nicht zu sehen,
    denn am Anfang war kein Licht.“
    G.G.M.
    Ganz in meinem Sinne beschreibt hier G.G.M. den Jostein und gerade ich, einer, der versucht, Philosoph zu sein für eine Zukunft ohne Macht und Kapital als Weg zu einer Gesellschaft der Menschen mit der Natur, als einer, der aufruft, Zukunft zu gestalten, ich habe mir einen Abschnitt zum Leitbild gemacht, denn ich habe nicht nur die Götter überwunden, ich habe die Entfremdung der Menschen von sich selbst begriffen und die Allmählichkeit von Revolutionen; und ich begreife die Schönheit und ständige Entwicklung des Universums an sich.
    „Ich selbst bin ein zu groß geratenes Kind, empfindsam wie ein Neugeborenes. Es ist mir niemals gelungen, erwachsen zu werden.
    So werde ich nie zur Ruhe kommen. Immer werde ich hellwach sein. Und obwohl meine Mitmenschen auf ihre Weise ebenfalls wach sind, obwohl sie essen und trinken und arbeiten gehen – schlafen sie.
    Quicklebendig jagen sie durch die Welt und existieren, krabbeln als Märchengestalten aus Fleisch und Blut auf einem Erdball im Universum umher. Doch sie sind nicht wirklich wach. Sie schlafen den Dornröschenschlaf des bürgerlichen Lebens.“
    Jostein Gaarder „Der seltene Vogel“
    „Der Kritiker“ S. 132

    Er hat so recht.
    Auch Paul Kurtz kommt zu der Erkenntnis, daß die Gegenwart mehr bringen müßte, als die Menschen hier begreifen wollen. Weg von den religiös einzementierten Dogmen der Moral und Sitten, hin zu einer Ethik der Zukunft voller ständiger wissenschaftlicher Weiterentwicklung im Sinne von Universitäten statt Kirchen, oder Denken statt Glauben!
    Er beschreibt und katalogisiert verschiedene Arten menschlicher Moral und Sitte in der Breite der Betrachtungswinkel.
    “ Ein schöpferischer Mensch ist zu existenziellen Entscheidungen fähig, ist gewillt, sein Schicksal soweit wie möglich in die eigene Hand zu nehmen, von neuen Grenzen zu träumen und die Mühen aufzubringen, alles das zu verwirklichen. Der schöpferische Mensch ist nicht der Vergangenheit verhaftet, auch ist er nicht durch die Gegenwart überwältigt, sondern konzentriert sich stattdessen darauf, die Zukunft zu gewinnen. Er badet sich weder im Sein noch sitzt er durch Nichtssein im Sumpf, sondern er brennt darauf, in den triumphierenden Prozeß des Werdens einzutreten, denn das ist der dynamische Schlüssel zum Leben.“
    Paul Kurtz „Verbotene Früchte“ S.152

    Die Menschen leben hier am Schnitt- oder Berührungspunkt dreier Elemente; dem Wasser, den Himmel und dem Land. Sie haben den Gewalten des Wassers Land abgetrotzt und sie wissen damit um den Wert des Landes; ebenso wie jeder, der etwas durch eigene Leistung vollbracht hat, sein Werk zu schätzen weiß.
    Hier kann ich wahrlich über Land und Wasser sehen, soweit das Auge reicht (richtig ist natürlich, wieweit es durch die Krümmung der Erdoberfläche möglich ist und der Stern am Nachthimmel, den ich gestern mit dem Fernrohr sah, sein Licht ist soviel Lichtjahre zu meinem Auge unterwegs und keiner kann mir sagen, was er heute ist, ob es ihn überhaupt noch gibt). Ich finde ruhige Menschen an diesem Ort, nur zwölf Kilometer entfernt liegt ein anderer „Ferienort“ in einer anderen Welt, voll mit Geflimmer und scheinbaren Prunk, hier wird ihnen vielleicht auch bald das gewünschte Wetter serviert.

    Mein Blick geht also Kilometer geradeaus,
    Gehöft, Wiesen, Kühe, Schafe,
    wenige Bäume, dahinten ein Mast
    Himmel – oder besser Wolken;
    Wir sahen den Deich – windgebeutelt
    Grün behauptet sich, ist aber nicht sicher,
    Schafe, Schlick und Modder
    und den Menschen,
    der gegen die Gewalten mit Pfählen und Steinen antritt,
    mit Lahnen;
    Salzwiesen entstehen bewachsen mit Queller,
    das kommende Wasser aber beherrscht die Fläche,
    getrieben vom Mond
    wieder und wieder;
    und draußen der Leuchtturm, die Insel, das Schiff
    und hinter dem Deich fruchtbares Land – der Koog,
    von Menschen dem Meer abgerungen!

    „Solange ich denke, bin ich.“ Ein richtiger Satz des Cartesius, denn Denken ohne Sein geht nicht. „Wenn ich aber nicht mehr bin..“ ist falsch; man stirbt nach heutigem Verständnis, indem die Form meines Selbst sich dahingehend verändert, daß ich nicht mehr denke, nicht mehr lebe im Sinne der Medizin, mein Sein aber ist doch da, verfault, wird verbrannt, es bleibt Asche und Rauch, es wird von Anderen gefressen, dient Pflanzen als Nahrung. Meine Daseinsform ändert sich ständig, wird von Anderen aufgenommen, zerteilt sich, nur meiner speziellen Denkweise wird der materielle Boden entzogen mit meinem Tod. Diese Denkweise liegt als Stoff vor, kann gelesen oder abgerufen werden – nur erklären kann ich sie nicht mehr. Aber ihr wolltet es ja schon zu Lebzeiten nicht hören, was Wahrheit ist.

    Wir sind wahrlich gefangen vom Alltag, den Zwang des irren Scheines, so sein zu müssen, wie es die Anderen von uns zu erwarten scheinen, verlangen oder fordern. Noch schlimmer ist, noch besser sein zu wollen, als es scheinbar Norm ist und dies dann auch noch als „persönliche Freiheit“ zu missdeuten.
    Wir suchen doch weder Wahrheit noch Wirklichkeit, noch wissen wir, wer DIE sind, die die Normen festlegen (es könnte ja der Nachbar sein, und der hat jetzt ein neues Auto und ein besseres Schnurlosfunktelefon – wir brauchen das demzufolge auch: und rein zufällig bietet die Werbung dazu gerade das passende „Schnäppchen“ – ad primitivum!)
    „Mensch“ sein in den Augen „der Welt“; „vernünftig“, „artig“, „brav“, „lieb“ und ja nie „etwas wahnsinnig“ oder ein bisschen „verrückt“; schlimm ist, daß der Inhalt dieser Worte immer bestimmt ist von dem Sinn, den die Machthaber (wieder zur Erinnerung ist das heute ein „Medien- Militärisch- Industrieller- Komplex“ oder kurz das Kapital mit Staat und Verdummungsinstitutionen —___ nach Krödel) als „Freiheit unserer selbst“ oder als „freie Entwicklung unserer Persönlichkeit“, als „echte und wahre Werte“ von Sitte und Moral, in Summe als Ethik der Gegenwart, verkaufen.
    Ich erkenne also, es sind immer die Maßstäbe der Anderen, die ich an mich legen soll; wage ich wirklich mein eigenes ICH, dann ist es mit der Geduld der Anderen bald vorbei – der ist ja blöd, der gehört in die Klapsmühle und Heine würde wieder schreiben, “ sie haben sich selbst geäfft und genarrt und gefoppt“.
    In diesem Sinne könn`t ich sagen: Ich bin stolz, blöd zu sein!
    Ich bin stolz, Etwas überwunden zu haben aus dieser Gegenwart, wenigstens Weniges begriffen zu haben und zu sein, wie ich will – auch wenn die Anderen hellwach scheinen, aber doch so tief schlafen!
    Was also ist „verrückt“? Ich? In diesem Sinne – bitte sehr, von mir aus gern!
    Ich möchte gerne eine junge, schlanke Frau (nach dem Gesetz natürlich volljährig und ihr Einverständnis vorausgesetzt) gynäkologisch untersuchen, richtig im Beisein und unter Anleitung des Arztes und der Schwester in der Praxis. Bin ich deshalb pervers, unmoralisch, ist das sittenwidrig oder gar krankhaft? Oder ist eine solche Neugier geweckt durch dieses totale Tabu, welches den ganzen Bereich umgibt; das alles ist „unanständig“; „da schaut man nicht hin“, „das geht niemand etwas an“!

    Paul Kurtz strebt eine Wissenschaft der Ethik an, eine ständig an der aktuellen Wirklichkeit sich anpassende Moral- und Sittendefinition, die von einer gesetzgebenden Gewalt umgesetzt wird. Es soll ein fruchtbarer Meinungsstreit sein, an dem alle Menschen teilhaben. Ein erster Schritt wäre die moralische Überwindung der gegenwärtigen kapital-religiösen Vernebelung und Verblendung der Massen, sie ist in Wirklichkeit die moderne Form der Versklavung von Milliarden Menschen.
    Hier geht Jostein Gaarder aus meiner Sicht etwas zu weit, wenn er immer wieder die Frage nach dem „letzten Warum“ stellt. Wir haben in der Gegenwart schon viel erreicht, wenn sich Milliarden wieder wundern könnten. Das wäre ein Punkt, wo die alten Götter und die neuen Medien ihren Gott und Herren Kapital schon Wirkliches an Leistung nachweisen müssten.
    (Eben schauen mir zwei Spatzen zu, wie ich an dieser elektronischen Maschine schreibe, sie sitzen direkt neben mir auf dem Fensterblech und sie wundern sich scheinbar nicht einmal!)
    Zusammengefasst noch einmal die drei philosophischen Sprünge (in der Allmählichkeit des Prozesses nach Krödel):
    1. Vom Glauben zum Denken.
    2. Vom Stand des Wissens zum bewussten Tun.
    3. Das Denken ergreift die Massen zum weltweitem Sieg der Vernunft.

    Ob es heute noch große, riesig neue Erkenntnisse der Philosophen zu Gegenwart und Vergangenheit geben wird, ist kaum anzunehmen.
    Da ist vielleicht noch einmal über einen neuen Kalender nachzudenken, denn unser gegenwärtiger ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht so ganz richtig, wenn wir unsere Zeit im Maße der astronomischen Ereignisse messen wollen. Wir haben den Tag, eine Erddrehung und es muß dann ein Monat folgen, eine Umrundung des Mondes um die Erde, rund 28 Tage. Damit hätten wir 13 Monate mit je 28 Tagen, damit ist dann fast eine Runde um die Sonne erreicht, 364 Tage plus einen Ausgleichtag, von mir aus Feiertag, bei Gaarder „Jokertag“ usw.
    Man könnte vielleicht noch in der Biologie die Einstellung zu bestimmten Produkten anders durchdenken, z. B. bei der Aufnahme von Vitaminen. Heute sagt man, iß Vitamine, das ist richtig, aber der Körper nimmt nur die Vitamine, die er braucht; alles Andere marschiert in den Locus. Wo wir im Obst Vitamine vermuten, ist schon lange nichts mehr davon oder die Schadstoffe überwiegen deutlich den Nutzen. Es soll aber in Gärten oder auf Dörfern noch richtige Obstbäume geben, da ist das Obst sogar manchmal madig.
    Man könnte vielleicht auch in der Mathematik suchen; ein halbvolles Glas gleicht einem halbleeren Glas, also ist Null gleich Eins? Oder: Drei mal Drei ist Neun; Minus Drei mal Minus Drei ist auch Neun; also ist Plus Gleich Minus?
    Als letztes Beispiel solcher Spielereien vielleicht die Frage, wieso der Tag keinen Anfang und kein Ende hat, Vierundzwanzig Uhr ist gleichzeitig Null Uhr?
    Vielleicht als Anregung könnte man Gedanken der Freidenker fortführen, die Sonnenwenden oder Tag- und Nachtgleichen zu feiern, sie sind ohnehin der wahre Ursprung fast aller Feste der Menschheit. Und der „Jokertag“ ist immer frei, denn er ist ein Ausgleichstag; einfach, um die Tage und das Jahr nicht mit Bruchstellen berechnen zu müssen.
    Denk aber immer an den Käfig, in den sich der Mensch selbst gerade einsperrt. Hat sich keiner bisher über all die hier aufgeführten Fragen gewundert, sie waren sicher schon bei manchem Freidenkertreffen Thema. Bringe ich unter heutigen Bedingungen nur den neuen Kalender, muß ich meine Vorgehensweise gut durchdenken. Jeder hat mehrere Kalender im Gebrauch, jeder Rechner, jede Uhr haben inzwischen elektronische Kalender und damit fast jede Maschine, jedes Flugzeug oder Schiff, jeder Satellit, jede Rakete. Eine Umstellung würde für die verschiedenen Branchen Milliarden Profit bedeuten, denn jeder bräuchte die neuen Zeitmesser. Dann käme aber eine Flaute. Wenn ich nicht jeden Monat eines Jahres ein neues Bild an der Wand wünsche, brauche ich keinen neuen Kalender mehr, denn er bleibt gleich; das Kapital rechnet aber langfristig!
    Schluß nun mit diesen Spielereien des Denkens. Sie sollen als Anstoß dienen und die eigentliche Winzigkeit an Problemen darstellen. Ich möchte doch gern einen alten Begriff verwenden für Das Wesentliche der Philosophie der Gegenwart: Die Hauptaufgabe der Philosophen der Gegenwart ist die theoretische Gestaltung einer Zukunft nach diesen gegenwärtig noch bestehenden Machtverhältnissen des Kapitals.

    Deshalb muß die Philosophie der Gegenwart nicht in Spitzfindigkeiten und Kleinkram herunterkommen, schreiben, nur um des Schreibens willen. Glaubt mir doch endlich; und das schreibe ich nun schon Jahre, es muß eine Philosophie der Zukunft, etwas was nach der Herrschaft des Kapitals kommt und nicht Chaos ist; erarbeitet, gestaltet, diskutiert werden. Alternativen, eben nicht Probleme wälzen sondern Chancen zur Aufgabe Zukunft suchen.
    Vielleicht sind dazu Gedanken von Sokrates hilfreich, als er auf den Markt ging und mit dem Volk ( damals auch Pöbel genannt) sprach, Menschen ansprach, sie fragte nach ihrem Sein, nach ihren Wünschen. So erkannte er schnell, daß die Masse nicht dumm, aber arm und unterdrückt ist, das der Reichtum ungerecht ist, falsch verteilt und als er das öffentlich aussprach, wurde er zum Tod verurteilt.
    Es gibt tausende solcher Beispiele in der Geschichte der Philosophie bis hin zu einigen utopischen Vorstellungen von Marx und der klassenlosen Gesellschaft, einem Kommunismus ohne Ungerechtigkeit und vor allem der freien Entfaltungsmöglichkeiten als Bedürfnis. Da gibt es auch einen Johann Most, der die Zukunft in einem „Anarchismus“ findet – eine Aufhebung aller Gewalt- und Machtstrukturen, aller Bindungen an Partei, Statut usw.

    Schon hier ist die Breite der Denkansatzmöglichkeiten erkennbar, lässt sich abschätzen, daß jeder Mensch seine eigenen Vorstellungen von einer gerechten, wirklich sittlichen und moralischen Zukunft und seiner persönlichen Verwirklichung darin hat. Dies alles muß dann aufgearbeitet werden, gebündelt werden und es muß eine Straße gebaut werden, der Weg in die Zukunft. Er wird erleuchtet von den Fackeln der Aufklärung, dem Licht der Erkenntnis. Seine Schilder und Hinweise, seine Gebotsschilder, aber auch seine Grenzen werden beschrieben von Philosophen; Menschen, die ständig bereit sind, neue Erkenntnisse aufzunehmen, neue Materialien und Techniken zu verwenden; die eine aktuelle Ethik als Wissenschaft menschenverständlich immer weiter entwickeln. Aber sie haben auch die grundlegenden Richtungen nicht aus dem Auge zu verlieren; es darf keinen Augenblick vergessen werden, daß die Masse komplett die Lösungen mittragen muß, was im Reifeprozeß nicht immer sein wird (Milliarden schlafen heute, eingelullt! Und die alle werden geweckt, stellt euch doch einmal das Denken vor!)
    Die Menschen haben sich auseinandergelebt – es gilt sie wieder als Volk zu vereinigen!

    Wir sind in der Praxis am Anfang des ersten philosophischen Sprunges bei der Masse der Menschen. Einige, darunter auch Freidenker sind mit dem ersten Schritt fertig (was ich auch von mir behaupte), sie, als Vordenker müssen arbeiten, um einerseits immer mehr Menschen aus ihrem Schlaf zu wecken und andererseits den zweiten Sprung vorzubereiten.
    Ich habe mich also erkannt, für mich ist die Frage: „Wer bist Du?“ soweit geklärt, daß ich nur noch die Spaltung in mich selbst und diesem G.G.M. habe, damit kann ich leben. Es ist die Abwägung zwischen Herz und Kopf, Bewußtsein und Unterbewusstsein, ein nachgeben dem Gefühl vor der Tat der Vernunft, kleine menschliche Schwäche. Das hat Jeder!

    Haben wir Mensch für Mensch geweckt, ihm sein Ich in der riesigen Welt begreiflich gemacht, müssen wir eine neue Frage stellen:
    „Was willst Du?“
    Es wird eine Flut geben von Wollen und es muß „die Spreu vom Weizen“ getrennt werden, es müssen sicher auch Bedürfnisse geweckt werden, weil der Mensch sie allein nicht findet; – es darf aber nie wieder Bedürfnis vorgeschrieben, vorgegaukelt mit der Macht aller Medien werden. Der Mensch muß über sich, seinen Körper und seine Bedürfnisse selbst bestimmen. Was dabei zu welchem Zeitpunkt auf dem langen, allmählichen Weg (der uns aus der Entfremdung unserer selbst führt), möglich ist, machbar und was noch Traum, Utopie bleiben muß bis…, es hängt davon ab, wie viele Menschen begreifen, erkennen. Jeder Einzelne, der sich dann wieder privat bereichert, der das System nicht begriffen hat, der reißt Steine aus der eben gebauten Straße, es bilden sich Unfallquellen, Hindernisse und die gefährden den Weg an sich, denn es ist der Ausweg aller Menschen aus dem Dunkel der Gegenwart in eine ethisch – humanistische Zukunft, eine Zukunft, die im Einklang mit der Natur ermöglicht, daß dieser blaue Planet Erde in seiner Vielfalt des Lebens nicht vom Menschen zerstört wird; sondern das man zumindest bis in drei Milliarden Jahre planen kann; dann haben Wissenschaftler errechnet, ist wahrscheinlich die Kraft, die Wärme der Sonne zu Ende. Da wird man neu überlegen müssen, aber bis dahin ist Zeit zum Denken.
    Nostratamus sagte im 15. Jahrhundert voraus, daß die Menschheit im Jahre 2035 im Kampf um das letzte „ERDPECH“ sich selbst zerstört, aus heutiger Sicht ist zumindest der Gedanke vorstellbar, daß mit dem Erschöpfen der bisher bekannten Reserven an Rohstoffen der Erde Krieg ausbricht, um gegenwärtigen Luxus für Einzelne weiter zu erhalten.

    Es ist dann auch nicht mehr zu befürchten, daß die Menschheit erst kurz vor dem Untergang lautstark geweckt werden muß wie in der Gegenwart, dann ist sie wach und Alle leisten ihren Beitrag; nicht als Problem, sondern als Chance, vielleicht auch ohne Sonne leben zu können!

    Paul Kurtz schreibt in „Verbotene Früchte“:
    „Die Prinzipien der Moral, die unser Verhalten beherrschen, wurzeln in Angewohnheit und Sitte, Gefühl und Mode. Ethische Prinzipien gehen aus dem fruchtbaren Boden menschlicher Erfahrung hervor, müssen jetzt aber durch kritische Intelligenz gepflegt und gestützt werden…………Intelligenz übersetzt willkürliche Regeln in begründete Urteile, die im Lichte der Vernunft gestaltet wurden.“
    S.96

    Es tut mir leid für die wenigen Leser, die sich mit meinen Texten und Arbeiten beschäftigen, sie gar lesen. Auch hier habe ich alle neueren Erkenntnisse wieder einfügen müssen in der Hoffnung, daß auch Einer nur mehr liest, als beim vorherigen mal. Viele Erklärungen muß ich natürlich einsparen, sie stehen in den Texten, die sich mit dem entsprechenden Thema beschäftigen und die liegen alle in irgendwelchen Listen oder direkt in Zeitschriften vor. Ich habe der Welt von meinem Wissen wenig verschwiegen, die Welt aber ignoriert, was sie für die Zukunft braucht und kaum ein Mensch wundert sich darüber.

    Denkt darüber nach!
    A. Krödel

    Literatur
    Jostein Gaarder „Der seltene Vogel“
    Bertelsmann Club GmbH 1998
    Paul Kurtz „Verbotene Früchte – Ethik des Humanismus“
    Angelika Lenz Verlag 1998

    Gedicht vom „armen“ AK

    Merkst du nicht,
    daß Keiner dich will,
    daß du überall nur störst
    daß Niemand deine Texte liest!

    Merkst du nicht,
    daß du Alle nur nervst,
    daß dich Keiner begreift,
    daß Niemand dich versteht!

    Ich will nicht Papst sein, noch weltlicher Diktator,
    ich weiß, daß keiner mich will,
    ich bin Mensch und Philosoph
    ich will zum menschlichen Philosophen werden
    im täglichen Tun und Sein
    und in meiner Theorie –
    dem materialistischen – dialektischen Humanismus
    praktisch vorleben und theoretisch ausbauen.
    So bin und so bleibe ich unbequem!